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Yahoo kann die hohen Erwartungen nicht erfüllen

08.07.2004

Der US-Portalriese Yahoo konnte seinen Nettogewinn im zweiten Quartal 2004 dank wachsender Einnahmen gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppeln. Obwohl das Unternehmen damit den Prognosen der meisten Analysten in etwa entsprach und seine Umsatzerwartung für das Gesamtjahr heraufsetzte, brach der Kurs am gestrigen Mittwoch im nachbörslichen Handel um mehr als zehn Prozent ein.

Wie der Portalbetreiber aus Sunnyvale, Kalifornien, bekannt gab, kletterte der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 321,4 Millionen auf 609,1 Millionen Dollar, wobei die Gebühren der Tochtergesellschaft Overture an Kooperationspartner (TAC - Traffic Acquisition Costs) bereits herausgerechnet sind. Anfang April hatte Yahoo hatte auf dieser Basis Erlöse zwischen 580 und 615 Millionen Dollar in Aussicht gestellt, die Analysten waren im Schnitt von 609,9 Millionen Dollar ausgegangen. Der Nettogewinn betrug 112,5 Millionen Dollar oder acht Cent pro Aktie und traf damit die Markterwartungen. Im Vergleichsquartal 2003 hatte Yahoo einen Überschuss von 50,8 Millionen Dollar oder vier Cent je Anteilschein ausgewiesen.

"Yahoo hat sein bestes Quartal in der Firmengeschichte abgeschlossen", jubelte CEO und Chairman Terry Semel auf der Analystenkonferenz. Das Unternehmen liefere nun bereits das fünfte Quartal in Folge Rekordeinnahmen ab. Semel begründete den Erfolg mit dem "extrem gesunden und diversifizierten" Geschäftsmodell um die beiden Kernbereiche Werbung und Premium-Dienste. Im aktuellen Berichtsquartal machten Werbeeinnahmen rund 83 Prozent des Bruttoumsatzes oder 691 Millionen Dollar aus, verglichen mit nur 219 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. Ein Großteil des Wachstums stammt dabei von dem Online-Werbevermarkter Overture Services, den Yahoo im Oktober 2003 übernommen hatte. Eine genaue Trennung in Erlöse aus bezahlten Sucheinträgen und klassischer Bannerwerbung nahm das Unternehmen nicht vor.

Die Einnahmen aus bezahlten Diensten stiegen im Jahresvergleich von 70 Millionen auf 104 Millionen Dollar. Nach Angaben des Managements zahlen inzwischen rund 6,4 Millionen Kunden für mindestens einen Service, verglichen mit 3,5 Millionen Abonnenten von Premium-Diensten im Vorjahresquartal. Insgesamt zähle Yahoo inzwischen rund 300 Millionen Nutzer, mit 146 Millionen seien knapp die Hälfte davon registrierte Kunden. Die Erlöse im Bereich Listings, der Klein- und Stellenanzeigen umfasst, kletterten gegenüber dem Vorjahresquartal von 32 Millionen auf 38 Millionen Dollar.

CEO Semel betonte, dass Yahoo weiter neue Produkte und Services einführen sowie existierende Angebote ausbauen werde, um auf der Wachstumsspur zu bleiben. Quasi als Bekräftigung hob die Company nun ihre Umsatzprognose für das Gesamtjahr etwas an. Demnach sollen die Einnahmen vor Akquisitionskosten (TAC) nun zwischen 2,46 Milliarden und 2,54 Milliarden Dollar liegen. Bislang waren die Kalifornier von Erlösen im Bereich zwischen 2,41 Milliarden und 2,52 Milliarden Dollar ausgegangen.

Den erfolgsverwöhnten Anlegern waren die Ergebnisse offensichtlich nicht gut genug: Im nachbörslichen Handel fiel der Kurs um rund zehn Prozent von 32,60 Dollar unter die 30-Dollar-Marke. Grund ist das enorm hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Aktie von rund 100, das mehr als ein Abschneiden im Rahmen der Erwartungen voraussetzt. (mb)