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Yahoo! feuert musikalische Breitseite

11.05.2005
Mit Kampfpreisen will Yahoo! den Markt für Online-Musik-Abos aufmischen. Ob das auch Apples Kaufmodell angreift, muss sich zeigen.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der kalifornische Portalriese Yahoo! steigt heute nach längerer Vorbereitungszeit mit voller Kraft in den Markt für legale Musik-Downloads ein. Er startet einen Test von "Yahoo! Music Unlimited", das mit Kampfpreisen die schon etablierte Konkurrenz attackiert.

Überraschung: Die Jukebox-Software "Yahoo! Music Engine" spielt auch AAC-Material aus Apples iTunes ab.
Überraschung: Die Jukebox-Software "Yahoo! Music Engine" spielt auch AAC-Material aus Apples iTunes ab.

US-amerikanische Abonnenten zahlen als Einführungspreis 6,99 Dollar pro Monat oder 59,88 Dollar per annum für den Zugriff auf über eine Million Songs - unter anderem von Bruce Springsteen, Gwen Stefani, 50 Cent oder Coldplay - von Major und Independent-Labels. Zum Vergleich: Bei Napster und RealNetworks zahlt man für vergleichbare Angebote knapp 15 Dollar pro Monat beziehungsweise an die 180 Dollar im Jahr.

Yahoo! kodiert seine Musik mit 192 kbps im Format Windows Media Audio (WMA), also in ungewöhnlich hoher Qualität, und verwendet auch das Digitale Rechte-Management (DRM) des Redmonder Konzerns. Besitzer des populären iPod-Players von Apple können den Service damit nicht nutzen, aber es gibt inzwischen ja diverse Alternativen mit "Plays-for-sure"-Logo für Windows-Media-Kompatibilität.

Generell setzt Yahoo! also ebenfalls auf das Abonnement-Modell - sprich: Wer sein Abo kündigt (oder seinen Player nicht wenigstens ein Mal im Monat synchronisiert), verliert den Zugriff auf seine Musik. Apple geht mit seinem "iTunes Music Store" seit je her den grundsätzlich anderen Weg, Musik seinen Kunden wirklich zu verkaufen.

Diese Alternative bietet Yahoo! aber alternativ ebenfalls an - ein Song kostet dann 99 Cent (wie bei Apple) beziehungsweise für Abonnenten 79 Cent. So gekaufte Titel darf man auf CD brennen, auf portable Player übertragen und auf maximal fünf Rechnern wiedergeben. Abo-Stücke lassen sich nicht brennen, sondern nur unterwegs anhören.

Apple, das bereits über 400 Millionen Musikstücke im Netz verkauft hat, offeriert inzwischen (zumindest im US-Music-Store) schon mehr als 1,5 Millionen Titel; allerdings ist die gebotene Qualität der Kodierung (AAC mit 128 kbps) schlechter als die von Yahoo!.

Als Software enthält Yahoo! Music Unlimited die Jukebox "Yahoo! Music Engine". Nutzer können ihre Musik außerdem via "Yahoo! Messenger" mit anderen Yahoo!-Kunden teilen und erhalten Zugang zum Internet-Radiodienst "LAUNCHcast."

Schon im vergangenen Jahr hatte Yahoo! mit der 160 Millionen Dollar teuren Übernahme von MusicMatch seinen Einstieg in den Online-Musikmarkt vorbereitet. Service und Software von MusicMatch bleiben vorerst noch erhältlich, sollen aber sukzessive in Music Unlimited aufgehen.

In Deutschland wird es Music Unlimited nach Aussagen von Firmensprecherin Patricia Rohde übrigens vorerst nicht geben. Eine lokalisierte Version sei frühestens für das Jahr 2006 geplant.

Mit Music Unlimited steigt erstmals ein wirklich ernsthafter Konkurrent für den überlegenen Marktführer Apple und iTunes in den Markt ein. Die Akzeptanz der Kunden muss nun erweisen, ob sich letztlich das Abonnement- oder das Kaufmodell durchsetzt. (tc)