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Thema des Tages

Yahoo eröffnet Internet-Ergebnisreigen

08.07.1999
Thema des Tages

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Portal-Site Yahoo hat gestern nach Börsenschluß den Reigen der US-Quartalsergebnisse eröffnet. Das Unternehmen hat im abgeschlossenen zweiten Jahresviertel einen Verlust von 15,1 Millionen Dollar oder sieben Cent pro Aktie ausgewiesen. Ein Jahr zuvor war das Minus mit 14,1 Millionen Dollar oder acht Cent je Anteilschein ähnlich ausgefallen. Beide Dreimonatszeiträume wurden allerdings durch außergewöhnliche Abschreibungen aufgrund von Übernahmen belastet. Ohne diese Sonderbelastung hätte Yahoo im vergangenen Quartal einen Profit von 28,3 Millionen Dollar oder elf Cent pro Aktie erreicht (Vorjahresquartal: 1,5 Millionen Dollar oder ein Cent pro Anteilschein). Die Finanzanalysten zeigten sich deshalb ob der Zahlen ausgesprochen erfreut, hatten sie doch lediglich mit einem Plus von acht Cent gerechnet.

Die Umsatzentwicklung verlief ebenfalls positiv. Nach Einnahmen von 44,9 Millionen Dollar im zweiten Quartal 1998 flossen im abgeschlossenen Dreimonatszeitraum mit 115,2 Millionen mehr als doppelt so viele Dollars in die Kassen. Die Finanzwelt hatte hier mit 103 Millionen Dollar ebenfalls niedrigere Erwartungen.

Auch die Zahl der Besucher auf seinen Web-Seiten konnte Yahoo - nicht zuletzt dank der jüngsten Übernahme der Community Geocities - deutlich steigern. Die Company verzeichnet täglich im Schnitt 310 Millionen Pageviews (von einem Surfer komplett gesehene Seiten). Das sind zehn Millionen mehr als von Analysten erwartet und eine deutliche Steigerung gegenüber dem ersten Quartal 1999 (235 Millionen Pageviews). Gleichzeitig stieg die Zahl der registrierten Yahoo-Benutzer von 47 Millionen im Vorquartal auf mittlerweile 65 Millionen.

Für die Zukunft setzt Yahoo laut CEO (Chief Executive Officer) Tim Koogle vor allem auf internationale Expansion und den Ausbau seiner Kommunikationsangebote. Besonders erfreulich hätten sich in letzter Zeit die Online-Auktionen und thematisch orientierten Microsites (Finanzen, Sport) entwickelt.

Kostenlose PCs seien allerdings von Yahoo vorerst nicht zu erwarten, erklärte Koogle. "Jeder ist auf der Suche nach interessanten Geschäftsmodellen, und auch wir führen Gespräche nach allen Seiten. Wir werden uns aber einfach darauf konzentrieren, eine tolle Umgebung für alle zu schaffen, die Online-Services nutzen wollen."

Ähnlich positiv wie bei Yahoo fiel auch das Resultat von Broadcast.com aus. Der Anbieter von Online-Multimedia-Diensten, dessen Übernahme durch Yahoo gerade läuft (CW Infonet berichtete), meldete ein Minus von 1,9 Millionen Dollar oder fünf Cent pro Aktie. Die Finanzwelt hatte einen mit neun Cent deutlich höheren Verlust erwartet. Seine Einnahmen konnte Broadcast.com gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres (5,9 Millionen Dollar) auf 13,5 Millionen Dollar mehr als verdoppeln.

Beide Unternehmen haben damit den Erwartungen der Börsianer mehr als entsprochen. Eine ganze Reihe namhafter Analysten hatte jüngst die Ansicht vertreten, fast alle bedeutenden Internet-Werte würden den Erwartungen mindestens entsprechen und sie teilweise auch deutlich übertreffen. Vor allem dem E-Commerce-Anbieter Amazon.com und dem weltgrößten Online-Dienst America Online (AOL) trauen die Auguren einiges zu. Einzig schwächelnder Kandidat ist offensichtlich der Online-Auktionator Ebay, bei dem möglicherweise seit langem erstmals wieder ein Quartal ohne operativen Gewinn ins Haus steht. Dennoch: Für den Rest des Jahres sind die generellen Aussichten der Internet-Werte sehr gut. "Wir rechnen damit, daß im dritten und vierten Quartal noch deutlich mehr Raum sein wird, um die Erwartungen

zu übertreffen", erklärte Keith Benjamin von BancBoston Robertson Stephens.