Inktomi muss sich mit Corporate-Bereich begnügen

Yahoo entscheidet sich für Google als Suchmaschine

14.07.2000
MÜNCHEN (CW) - In Zukunft wird die Suchmaschine Google alle Anfragen auf Yahoos Internet-Portal bearbeiten. Die Firma Inktomi, die diese Aufgabe bislang übernommen hatte, soll nur noch den Corporate-Bereich betreuen. Die Verantwortlichen bei Yahoo begründen ihre Entscheidung damit, dass Google eine bessere Trefferqualität aufweise und die Ergebnisse schneller liefern könne.

Googles Geschäftsführer Larry Page glaubt, dass sich mit dem Yahoo-Deal die Zahl der Suchanfragen auf etwa 30 Millionen täglich verdreifachen wird. Damit läge Google allerdings immer noch deutlich hinter der Konkurrenz: Altavista kann beispielsweise etwa 55 Millionen Suchanfragen täglich vorweisen. Bislang bietet die im kalifornischen Mountain View ansässige Firma ihre Suchtechnik auf 76 Web-Seiten an. Der durchschnittliche Verdienst pro Suchanfrage liegt bei umgerechnet etwa zwei Pfennig.

Ende Mai gaben die Google-Betreiber bekannt, über eine Milliarde Web-Seiten in ihrem Index erfasst zu haben. Davon sei etwa die Hälfte voll erfasst, die andere Hälfte partiell. In diesem Punkt bleiben Altavista und Co. hinter dem Konkurrenten zurück, der erst seit etwa zwei Jahren auf dem Markt ist. So führt Altavista etwa 600 Millionen Seiten in seinem Index, Lycos zirka 340 Millionen. Allerdings warnt Paul Hagen, Analyst bei Forrester Research, davor, eine Suchmaschine nur nach der Größe ihres Index zu beurteilen. So seien die Trefferqualität sowie die schnelle Abarbeitung der Anfragen wesentlich wichtigere Kriterien.

Für Yahoo bedeutet die Entscheidung für Google bereits den dritten Wechsel der Suchmaschine in den letzten vier Jahren. Nachdem zwischen 1996 und 1998 Altavista die Suchanfragen der Yahoo-Kunden bearbeitete, kooperierte das Internet-Portal seit Juli 1998 mit der Firma Inktomi. Der jetzt ausgebootete Suchmaschinen-Provider wird zukünftig allein das erst vor wenigen Tagen ins Netz gebrachte Business-to-Business-Angebot von Yahoo betreuen.

Die Verantwortlichen bei Inktomi äußerten sich enttäuscht über die Entscheidung in der Vorstandsetage bei Yahoo. Troy Toman, verantwortlich für die Geschäftsentwicklung, bemüht sich, dennoch Optimismus zu verbreiten: "Wir haben auch in der Vergangenheit Kunden verloren, und es hat uns nicht zum Stolpern gebracht." Dick Pierce, Chief Operating Officer (COO) bei Inktomi, versucht die Bedeutung herunterzuspielen. Das Yahoo-Geschäft mache lediglich zwei Prozent des Gesamtumsatzes bei Inktomi aus. Außerdem sei der Schritt des Großkunden rein finanziell begründet und bedeute keineswegs einen technischen Nachteil der Inktomi-Suchmaschine.

Die Entscheidung für Google begründet jedoch Farzad Nazem, Chef für den technischen Bereich bei Yahoo, mit der ausgereifteren Suchtechnik. Marktforschungen hätten ergeben, dass Google in puncto Trefferqualität und Geschwindigkeit die Nase vorn habe. In der Frage der Zuverlässigkeit, bislang die Achillesferse der Kalifornier, gebe es mittlerweile auch keine Bedenken mehr.

Googles Suchmaschine basiert auf etwa 5000 Rechnern mit Celeron-Prozessoren, die die Suchanfragen der Kunden bearbeiten. Mit dem Yahoo-Deal werde diese Zahl deutlich ansteigen, glaubt Page. Während andere Suchmaschinen-Provider auf wenige leistungsstarke Server setzen, baut Google auf eine herkömmliche PC-Architektur. Dies reiche von der Leistung her vollkommen aus und sei witschaftlich günstiger, erklärt ein Firmensprecher.

Über die finanziellen Einzelheiten des Deals vereinbarten beide Seiten Stillschweigen. Bill Dixon, Sprecher bei Google, betonte jedoch, dass es sich bei diesem Vertrag um das wichtigste Geschäft der Firmengeschichte handle. Spekulationen über eine mögliche Übernahme Googles durch Yahoo wurden von beiden Seiten zurückgewiesen. Die Weiterentwicklung der Suchtechniken würde laut Yahoo-Manager Nazem zuviel Geld und Ressourcen kosten.

Bis Ende Juli soll die Suchmaschine in das Yahoo-Portal integriert werden. Regional angepasste Versionen sollen folgen. Einen Zeiplan dafür gibt es allerdings noch nicht.