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Vertragsauflösung

Yahoo-Chef Thompson muss ohne Abfindung gehen

15.05.2012
Der Abschied von Yahoo fällt für den gestrauchelten Konzernchef Scott Thompson besonders bitter aus.

Der Manager, dem ein falscher Uni-Titel zum Verhängnis geworden war, bekommt keine Abfindung. Ihm bleiben allerdings die Millionen in bar und Aktien, die er nach seinem Wechsel von seinem früheren Arbeitgeber Ebay erhalten hatte. Das geht aus einer Börsenmitteilung vom späten Montag hervor.

Yahoo nannte nicht die Summe, die Thompson behalten kann. Laut früheren Mitteilungen dürfte es um rund sieben Millionen Dollar gehen - einen Antrittsbonus von 1,5 Millionen Dollar und 5,5 Millionen Dollar in Aktien.

Thompson war am Sonntag aus dem Unternehmen ausgeschieden, nachdem ein Großaktionär einen falschen Informatik-Abschluss in seinem Lebenslauf entdeckt hatte und ihn damit öffentlich unter Druck setzte. Wie mehrere US-Medien berichten, habe Thompson dem Yahoo-Verwaltungsrat und Kollegen zudem kurz vor seinem Rückzug eröffnet, dass er an Schilddrüsenkrebs leide. Öffentlich hatte sich Thompson nicht geäußert, sondern war abgetaucht.

Thompson ist formell zwar nicht entlassen worden, die am Montag veröffentlichte Vertragsauflösung nimmt ihm jedoch alle versprochenen Zahlungen. Dem "Wall Street Journal" zufolge war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, Thompsons Versuch, den falschen Titel auf einen Personaldienstleister zu schieben.

Es ist schon der zweite unrühmliche Abgang eines Yahoo-Chefs binnen kurzer Zeit. Thompson war erst zu Jahresbeginn angetreten. Seine Vorgängerin Carol Bartz war im vergangenen Herbst gefeuert worden, weil sie es nicht geschafft hatte, den Umsatzschwund des Unternehmens zu stoppen. Monatelang war Yahoo führungslos. Thompson hatte erste Erfolge vorweisen können. Ein endgültiger Nachfolger wird noch gesucht.

Noch größere Auswirkungen auf Yahoo dürfte der Umbruch im Verwaltungsrat haben, bei dem der kritische Investor Daniel Loeb mit zwei Vertrauen ins oberste Konzerngremium einzog. Loeb, der den falschen Titel öffentlich gemacht hat, hält knapp sechs Prozent an Yahoo. Er will aggressiv vorgehen, um den Aktienkurs zu steigern.

Für Loeb endete die Kontroverse um Thompson mit einem Sieg auf ganzer Linie: Laut der Börsenmitteilung wird Yahoo seinem Hedge Fonds Third Point, der seit Monaten mit dem Management im Clinch lag, sogar Kosten von bis zu vier Millionen Dollar erstatten. (dpa/tc)