Surfer sollen Audio- und Videoinhalte via Web konsumieren

Yahoo: Broadcasting ist die Zukunft des Internet

21.04.2000
MÜNCHEN (CW) - Geht es nach Jerry Yang, Mitgründer des Web-Portals Yahoo, dann wird sich das Internet zunehmend zur Sendestation von Audio- und Videoinhalten entwickeln. Sein Unternehmen muss sich dabei vor allem gegen den Wettbewerber AOL behaupten.

Das Verbreiten von Audio- und Videoinhalten (Broadcasting) über das Internet bezeichnet Jerry Yang, Gründer des Web-Portals Yahoo, als die Zukunft des Netzes. "Was wir heute sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs", meint Yang. Durch die Verbreitung von entsprechenden Endgeräten gingen immer mehr Nutzer dazu über, Musik, Konzerte, Nachrichten und andere Live-Sendungen über das Web zu konsumieren. Getrieben werde dieser Trend durch den breitbandigen Zugang ins Internet sowie eine Fülle an digitalen Inhalten. Yahoo-User hätten schon heute Zugriff auf die Programme von 500 Radiostationen und 70 Fernsehanstalten. Insgesamt stellte das Unternehmen im letzten Monat Broadcasting-Inhalte zur Verfügung, deren Spieldauer zusammengenommen elf Millionen Stunden umfasst. Diese Angebote dürften in erster Linie auf die Übernahme der US-Firma Broadcast.com im April letzten Jahres zurückzuführen sein.

An potenziellen Abnehmern für Broadcasting via Web mangelt es nicht, da bereits elf Prozent der amerikanischen Haushalte mit entsprechend breitbandigen Netzzugängen ausgestattet sind. Bis zum Jahr 2003 sollen 30 Prozent der US-Haushalte über einen solchen Internet-Anschluss verfügen, schätzt das Marktforschungsunternehmen IDC.

Auf diese Klientel setzt auch America Online. Mit der Übernahme von Time Warner fallen dem Online-Dienst Inhalte zu, die sich für die Verbreitung via Web eignen. Im Gegensatz zum weltweit größten Internet-Provider ist Yahoo auf Partnerschaften angewiesen. Schon mehrmals wurde daher spekuliert, dass der Portalbetreiber sich ebenfalls ein Medienunternehmen einverleiben würde. Bei privaten Konsumenten scheint AOL allerdings besser anzukommen als Konkurrent Yahoo. Während die Besucher der Yahoo-Seiten sich vorwiegend tagsüber von ihrem PC in der Arbeit einloggen, steuern Nutzer die Angebote des Online-Giganten eher in den Abendstunden an. Einer der Gründe für die Übernahme von Netscape war es, mit dem Portal "Netcenter" auch tagsüber Anwender erreichen zu können.

Amerikanische Fernsehanstalten verfolgen die Entwicklung unterdessen mit Skepsis. Durch die Streaming-Technik, mit der heute Surfer Radio- und Fernsehprogramme online empfangen, haben ihrer Meinung nach auch branchenfremde Content-Anbieter die Möglichkeit, Audio- und Videoinhalte anzubieten. Doch nach Ansicht von Branchenkennern müssen Fernsehstationen keine Angst haben, da sie über sehr bekannte Marken, hochwertige Inhalte und nach wie vor eine im Vergleich zum Internet viel größere Anzahl an Zuschauern verfügen. Vielmehr hätten sie die Chance, die besseren Internet-Broadcaster zu sein.