Xidex: Wer war der Mörder?

20.03.1987

*Bänz Lüthi ist Chefredakteur der COMPUTER WORLD Schweitz

Die Neuenburger Gazetten sind erzürnt, die Disketten - Händler enttäuscht, der Marken - Vertreter frustriert. Die Xidex Magnetics SA in Le Locle, Tochter des kalifornischen Floppy - Fabrikanten, schloß vor zehn Tagen ihre Tore. Der tiefe Dollar und hohe Lohnkosten hätten die Produktion der monatlich vier Millionen Disketten über das Maß verteuert, heißt

es. 270 Mitarbeiter stehen auf der Straße. Die Fabrikationsanlagen werden bereits wieder demontiert.

Dabei hatte alles so schön begonnen. Die Behörden der arg gebeutelten Uhren -Region am Jura - Südfuß jubelten, als sich der US - Konzern vor drei Jahren in Le Locle niederließ. Die Werbung überschlug sich gar, kündigte "Swiss Made 2" - Disketten aus dem "Swiss Silicon Valley" an. High - Tech hatte im Kanton Neuenburg eine neue Heimat gefunden.

Die Realität sieht anders aus. Arbeitsfrieden, Steuerfreiheit und kantonale Förderungsgelder ließen Xidex den Jura anderen europäischen Billigpreis - Ecken wie Irland oder Wales vorziehen. Die Amerikaner nisteten sich in einer leerstehenden Uhrenfabrik ein; Maschinen und Material wurden aus den USA hergebracht, die Manager ebenso. Vor Ort engagierte Xidex nicht die brotlosen Uhrmacher und Feinmechaniker, sondern billige Hilfskräfte. Disketten einpacken hat eben nichts mit High -Tech zu tun. Zur Spitzentechnik braucht es zusätzlich Innovation und Know - how. Diese in Form von Firmenniederlassungen zu importieren, funktioniert nicht.

War also der häßliche Amerikaner hier, maskiert als sozialer Entwicklungshelfer in Sachen Technologie? Kaum. Es war nur ein regulärer Unternehmer der dort arbeiten läßt, wo's am bÝlligsten ist. Und der wieder verschwindet, wenn sich das Geschäft nicht mehr lohnt.