Microsoft verspricht Enterprise Application Integration mit Office 11

Xdocs eröffnet die XML-Dokumentenverarbeitung

18.10.2002
ORLANDO (IDG) - Microsofts CEO Steve Ballmer hat auf dem Gartner-Symposium ITxpo 2002 mit "Xdocs" den jüngsten Spross der für Mitte 2003 geplanten Office-Familie 11 vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine Art Middleware, die den unternehmensweiten Informationsaustausch via XML vereinfachen soll.

Ganz im Gegensatz zur bisherigen Office-Tradition, mit fast jeder neuen Version auch ein geändertes hauseigenes Dateiformat einzuführen, setzt Microsoft künftig auf ein offenes Dateiformat. Bei der für Mitte 2003 angekündigten Office-Version 11 ist die Extensible Markup Language (XML) das Standardformat. Das Bekenntnis zu XML untermauerte Ballmer mit der Ankündigung von Xdocs als einer weiteren Applikation der nächsten Office-Generation.

Die Idee hinter Xdocs ist laut Ballmer, "XML-Web-Services auf den Desktop der Sachbearbeiter zu bringen". Folgt man der Argumentation des Microsoft-CEO weiter, so könnte Xdocs das Werkzeug für die Enterprise Application Integration sein, denn das neue Office-Tool soll die Art und Weise, wie Unternehmen Daten sammeln und benutzen, grundlegend ändern. Herauskommen solle dabei ein verbesserter Workflow sowie eine wirksamere Verzahnung der Business-Prozesse im Unternehmen. Technisch verbirgt sich hinter Ballmers strategischer Version wenig Sensationelles: Vereinfacht ausgedrückt, dürfte Xdocs wohl am ehesten einem XML-Editor entsprechen.

Mit Xdocs dürfte Microsoft Adobe den Fehdehandschuh zu- werfen. Der Grafikspezialist, bisher unter anderem bekannt für sein statisches Portable Document Format (PDF) zum Dokumentenaustausch, will dieses nämlich zu einer dynamischen, interaktiven Variante weiterentwickeln. Das hierzu erforderliche Know-how hatte die Company im Zuge der Übernahme des kanadischen Softwareherstellers Accelio erworben.

Die Meinung der Analysten zu Microsofts Xdocs-Plänen ist gespalten. David Yockelson, Analyst bei der Meta Group, begrüßte Xdocs als ein mächtiges Werkzeug zur XML-basierenden Informationsverarbeitung. Keith Gay, Analyst bei Thomas Weisel Partners, sieht in dem Microsoft-Produkt dagegen vorerst keine Bedrohung für Adobes Pläne, PDF-Templates zu interaktiven Dokumenten weiterzuentwickeln. Gay begründet seine Meinung unter anderem mit der vorhandenen PDF-Anwendergemeinde. Langfristig, und hier ist sich die Analystengemeinde wieder einig, dürfte sich jedoch ein anderes Bild abzeichnen: Mit Xdocs könnte Microsoft die Unternehmen zur Einführung von XML ermutigen und so indirekt den Boden für den Einsatz von Web-Services auf Basis von .NET vorbereiten. (hi)