Zusammenarbeit Adobe und NCD

X-Terminal-Anwender können in Zukunft Display Postscript nutzen

08.05.1992

MOUNTAIN VIEW (CW) - Die Zusammenarbeit des Hardware-Herstellers NCD (Network Computing Devices) mit dem Software-Produzenten Adobe Systems Inc. soll laut einer gemeinsamen Ankündigung Früchte für alle X-Terminal-Benutzer tragen: Gemeinsam wollen beide Unternehmen Adobes Display Postscript System auf die X-Terminal-Familie von NCD portieren, NCD wird für die Software Lizenzen vergeben.

Die für die RISC-basierten NCD-X-Terminals entwickelte Portierung soll ab dem Frühjahr 1993 verfügbar sein. Ab dann wird NCD, laut IDC-Aussagen mit 36 Prozent weltweitem Marktanteil Marktführer im Bereich der X-Terminals (Mono- und Farbterminals) vor Digital Equipment und Hewlett-Packard, auch anderen Herstellern die Portierung anbieten. Neben NCD, das unter anderem mit Bull und Nokia OEM-Verträge besitzt, bietet - übrigens als erster - auch Hewlett-Packard X-Terminals auf Basis der RISC-Architektur an. Tektronix andererseits präsentierte zuerst ein PEX-Terminal, das dreidimensionale Anwendungen unterstützt.

Judy Estrin, Vice-President von NCD, unterstrich, daß Adobe bereits 1985 die Möglichkeit bot, die Postscript-Sprache für die Beschreibung einer aus Text, Grafik und Abbildungen bestehenden Druckseite auch für die Wiedergabe auf Monitoren zu nutzen. Dabei konnte auch schon auf X-Anwendungen Rückgriff genommen werden. Bislang jedoch, so Estrin, seien X-Terminal-Anwender nicht in den Genuß dieser Möglichkeit gekommen. Die NCD-Managerin betonte ferner, das in Kooperation mit Adobe zu kreierende Interface sei hardwareunabhängig.

Postscript ist eine von den Adobe-Gründern John Warnock und Chuck Geschke unter Mithilfe von Doug Pratz, Bill Paxton und Ed Taft entwickelte interpretative Programmiersprache. Sie stützt sich im wesentlichen auf Entwicklungen von John Gaffney, die bei der Supercomputer-Firma Evans & Sutherland bis ins Jahr 1976 zurückreichen und dort unter dem Namen "Design System" zu einer Sprache führten, die in CAD-Anwendungen benutzt wurde.

Ein weiterer Schritt in Richtung Postscript wurde am Xerox Palo Alto Research Center (PARC) mit der Design-System-Reimplementation "Jam" vollzogen. Die am PARC entwickelte Seitenbeschreibungssprache "Interpress" nutzte die beiden Vorentwicklungen ebenso wie das Adobe-Produkt Postscript. Auch Postscript ist eine interpretative Sprache zur Beschreibung von Druckseiten. Diesmal jedoch diente sie, wie John Warnock im Vorwort des Buches "Postscript-Handbuch" schreibt, der Beschreibung einer zweidimensionalen Druckseite, wobei der Interpreter im Controller eines elektronischen Rasterdruckers sitzt.

Display Postscript stellt die Umsetzung der Druckbeschreibung für die Wiedergabe auf Monitoren dar.