Prime, Nokia Data und AT&T folgen der OSF

X/Open-Vereinigung verliert drei weitere Board-Members

22.11.1991

MÜNCHEN (CW) - Während die X/Open-Gruppe noch dabei ist, den Rückzug der Open Software Foundation (OSF) aus dem Board of Directors als "möglicherweise nur vorrübergehend" herunterzuspielen, wurden drei weitere Austritte bekannt. Auch Prime, Nokia Data und AT&T wollen auf den teuren Status als "Shareholder" verzichten.

Den Sitz im X/Open-Board bezahlen die Mitglieder mit etwa einer Million Dollar jährlich. Somit fehlen der Open-Systems-Vereinigung im kommenden Jahr vier Millionen Dollar. Der britische Branchendienst "Computergram" hat bereits Erklärungen für die Austritte parat: Nokia Data könne auf seinen Sitz verzichten, da bereits die britische ICL Plc., von der das Unternehmen aufgekauft wurde, dort vertreten sei. AT&T lasse sich durch seine Hardwaretochter NCR vertreten, während bei Prime eher finanzielle Probleme im Vordergrund stünden.

Brancheninsider werfen allerdings ein, daß die von "Computergram" genannten Gründe - außer im Falle von Prime - nicht erklären, warum die Hersteller der X/Open-Gruppe einen Teil der finanziellen Unterstützung entziehen. Open-Systems-Fachmann Hans Strack-Zimmermann, Geschäftsführer der Ixos GmbH, München, hat daher bereits beim Austritt der OSF den Verdacht geäußert, daß X/Open an Bedeutung für die Hersteller verloren habe. Strack-Zimmermann: "X/Open hat alle wichtigen Standards fixiert. Was bleibt jetzt noch zu tun?"

Derweilen hoffen die Manager von X/Open, zumindest die OSF, die die Austrittswelle ausgelöst hat, wieder für den Board gewinnen zu können. Dabei werden indirekt Organisationsmängel eingestanden: "Es ist nicht ausgeschlossen", so das offizielle Statement, "daß die OSF im Verlauf einer erfolgreichen Restrukturierung auch wieder als Anteilseigner zurückkehrt".

Das Gremium will sich eigenen Angaben zufolge von einem Standardisierungsgremium zu einem Forum für Open-Systems-Interessenten wandeln. Dabei soll die Gewichtung der Entscheidungsträger von den Herstellern mehr auf die Anwenderseite verlagert werden. Für die Zukunft strebt X/Open das Image eines "Standardintegrators" an.