X/Open stellt Ergebnisse ihrer jaehrlichen Anwenderbefragung vor Der Lebenszyklus proprietaerer Systeme geht endgueltig zu Ende

30.09.1994

LONDON (CW) - Mehr als 25 Prozent der IT-Ausgaben weltweit werden 1997 auf offene Systeme entfallen. Das prophezeit die X/Open in ihrer Anwenderbefragung Xtra '94. Das Herstellerkonsortium beziffert das jaehrliche Wachstum des Open-Systems-Markts mit gut elf Prozent.

Nur noch rund ein Drittel dieses Wachstums wird laut X/Open mit proprietaeren Systemen erzielt - und das wohl auch nur deswegen, weil die Marktforscher die proprietaeren Desktop-Systeme in ihre Analysen einbezogen haben. 1991 hatten rund 68 Prozent der befragten Anwender offene Systeme eingesetzt, in diesem Jahr finden die zumeist unter Unix betriebenen Rechner bereits bei 82 Prozent Verwendung.

In drei Jahren, so wagt die X/Open auf Basis ihrer Anwendererhebung vorherzusagen, werden nur noch vier Prozent aller Unternehmen ohne offene Systeme auskommen. Selbst die bisher eher skeptischen Japaner entwickeln laut Xtra-Analyse ein immer groesseres Interesse an offenen Systemen.

Anwender aus 40 Laendern standen den Marktbeobachtern Rede und Antwort. Sie werden ihre IT-Gesamtausgaben zwischen 1994 und 1997 um durchschnittlich 18 Prozent aufstokken. Diese Angaben beruhen nicht nur auf Aussagen von Technikern, sondern ebenso auf Angaben von Managern ohne groesseren informationstechnischen Background.

Im Gegensatz zum Vorjahr, als es den meisten Firmen um die "Verbesserung der betrieblichen Effizienz" ging, steht in diesem Jahr die "Optimierung von Kundenorientierung und der Dienstleistung" oben an - die betriebliche Effizienz ist auf Rang zwei abgerutscht. An dritter Stelle steht die "Verbesserung von Innovation und Entwicklung", ein Faktor, der in Japan einen deutlich hoeheren Stellenwert einnimmt als in Europa.

Als wichtigste Systemtechnologien fuer die Unterstuetzung der zentralen Geschaeftsfunktionen nennen drei von vier Anwendern gleichermassen portierbare Betriebssysteme (Unix), Client-Server- Anwendungen sowie System- und Netzsicherheit. Mehr als die Haelfte gibt an, diese Systemtechnologien bereits einzusetzen.

Ein verblueffend geringes Interesse besteht an objektorientierten Entwicklungsinstrumenten: Im letzten Jahr die Nummer acht auf der Skala der wichtigsten Technologien, fiel die OO-Technik in diesem Jahr auf Rang 22 ab. Dagegen gelten objektorientierte Datenbanken als "vielversprechend" fuer die Zukunft.

Die wichtigsten "Wachstumstechnologien", die X/Open ermittelt hat, stellen eine ungewoehnliche Mischung dar: Gewuenscht werden unter anderem Tools fuer das integrierte System- und Netzmanagement sowie fuer die Verwaltung verteilter Datenbanken. Ausserdem warten sie weiterhin auf geeignete Werkzeuge fuer die verteilte Datenverarbeitung. Viel Geld wollen die Firmen zudem fuer Multimedia-Anwendungen ausgeben. Das Budget fuer diesen Teilmarkt soll in den kommenden drei Jahren um rund 43 Prozent steigen.

Dass Microsoft auch in den naechsten Jahren den Desktop-Markt dominieren wird, steht nach der X/Open-Erhebung ausser Frage. Allerdings dominiere Unix bei den befragten Unternehmen die gehobene Betriebssystem-Landschaft. Im Mittelpunkt der Software- Entwicklung stehen kuenftig C++ sowie Microsofts Visual Basic und Object Linking and Embedding (OLE). Ausserdem werde in den kommenden Jahren der Objektstandard Corba wichtiger fuer die Organisationen.

Den Markt fuer lokale Netze dominiert nach der Xtra-Erhebung eindeutig Novell: Netware befinde sich bei 62 Prozent der Firmen im Einsatz und weise damit eine doppelt so hohe Marktdurchdringung auf wie die Verfolger Decnet, Apple-Talk und LAN Manager. Das vorherrschende allgemeine Networking-Produkt ist TCP/IP.

Die X/Open will nun auch Vertreter des Anwender- und des Softwarehersteller-Beirats in das Board of Directors berufen. Sie sollen volles Stimmrecht erhalten. Bisher konnten die Anwender- und Softwarehaus-Sprecher nur dann an Abstimmungen teilnehmen, wenn es um Fragen der Spezifikation offener Systeme ging.

Dem Anwenderbeirat gehoeren weltweit 89 Organisationen aus Wirtschaft und Verwaltung an. Im Independent Software Vendor Council sind 29 Softwarehaeuser vertreten. Mitglieder beider Gruppen sollen jetzt auch Direktorenpositionen einnehmen. Die Anwender werden zwei, die Softwarehaeuser einen Direktor stellen - das Nominierungsverfahren laeuft gegenwaertig.