Auch erste ODA-Demos auf der CeBIT:

X.400 als Multivendor-Schrittmacher

13.03.1987

HANNOVER (bi) - Für Multivendor-Freaks "endlich" in greifbare Nähe, teilweise bis zur Produktreife gelangt sind Softwareprodukte für X.400-E-Mail sowie Multivendor-Anwendungen in der Office Document Architecture (ODA). Vor einem Jahr erst in "statu nascendi", lernte ODA jetzt auf der CeBIT die ersten Schritte im Markt. X.400 indes läuft bereits freihändig. Und IBM läuft mit.

Vergangenes Jahr noch eine Insider-Veranstaltung für Kommunikationsstrategen, gehen heuer mindestens 14 Unternehmen mit fertigen X.400-Produkten zum Electronic-Mail-Kunden. Der erschien am zweiten Messetag zwar gezielt, aber noch nicht in großer Zahl und eher skeptisch, dann aber doch mit sichtlichem Interesse von System zu System wandernd. In der Tat, die Sache läuft. Aber IBM fehlt. Warum - ist die erste Frage.

Was jetzt in der Software-Halle 3 präsentiert wurde, ist das Ergebnis einer mehrwöchigen Klausurtagung im Januar dieses Jahres in München. Zirka 50 Softwerker, mindestens jeweils drei aus einem Unternehmen, gingen auf Initiative von Gastgeber Siemens AG in X.400-Klausur. In diesem letzten Entwicklungsstadium war IBM nicht mehr dabei, hatte aber in der Vorbereitungsphase bis in den Oktober hinein durchaus am Zustandekommen mitgewirkt, sei es als Beobachter, sei es als Produzent. Wenn auch Big Blue bei den 14 X.400-Heiligen in Hannover sichtbar nicht dabei ist, findet dennoch der internationale Standard (CCITT) im Rahmen von IBMs OSI-Produkten demnächst Berücksichtigung (siehe obenstehenden Artikel).

Spätestens Ende dieses Jahres erwartet die Branche ferner, daß die Deutsche Bundespost, wie jetzt ebenfalls angekündigt, im internationalen Mietleitungsverbund mit den Protokollen nach X.400 fährt. Bereits jetzt ist das E-Mail- respektive Telebox-System der Post mit zehn Ländern verknüpft; weitere werden folgen. Noch hat Telebox relativ wenige Kunden. Wie die Postler sagen, absichtlich, weil noch in einer Übergangsphase befindlich. X.400 soll nun weltweit den Weg ebnen, die unterschiedlichen E-Mail-Systeme kompatibel zu machen, die rund um den Globus derzeit zirka zwei Millionen Teilnehmer - eine halbe Million davon in Europa - aufweisen sollen. Bisher gemeinsames Kennzeichen: weitgehende Unverträglichkeit.