Internet stand im Mittelpunkt der Networld + Interop

WWW-Technologien vereinfachen die Verwaltung der Netzgeräte

21.06.1996

Im Mittelpunkt der diesjährigen Interop stand das Internet. Vor diesem Hintergrund stellte Klaus Schmidt, Geschäftsführer von Softbank Deutschland und Veranstalter der Messe, fest, daß das Netz der Netze auf dem "Weg vom Entertainment hin zur seriösen Informationsquelle" sei. Ein Blick auf die Messe zeige, so Schmidt weiter, "daß das Internet-Business bereits Realität ist". Euphorisch prophezeite der Messechef bereits 14 Millionen europäische Internet-Anbindungen für das Jahr 2000.

Einen ersten Überblick über die nächste Version des Netzwerk- Betriebssystems Netware bekamen die Messebesucher auf dem Novell- Stand (Einen Testbericht zu "Green River", so der Codename des Netware-Release, finden sie auf Seite 27). Premiere hatte in Frankfurt auch "Groupwise 5", bisher offiziell immer als "Groupwise XTD" gehandelt. Die nächste Version von Novells Groupware-Plattform wartet unter anderem mit einer besseren Integration der Novell Directory Services (NDS) sowie neuen Verwaltungsmöglichkeiten auf.

Ansonsten zeigte ein Messerundgang, daß ISDN hierzulande den Durchbruch geschafft hat und für viele Unternehmen mittlerweile die Lösung zur Anbindung von Zweigstellen an das Unternehmensnetz ist. Entsprechend groß war das Angebot an kleinen ISDN-Routern sowie entsprechenden Softwarelösungen für den remoten Zugriff aufs Netz .

Der amerikanische Hersteller UB Networks, der in Ismaning bei München eine deutsche Niederlassung hat, setzt auf Switching, um die Lebensdauer bestehender Token-Ring-Netze zu verlängern und einen sanften Übergang zu Hochgeschwindigkeits-Technologien wie ATM zu ermöglichen. Nachdem das Ethernet-Lager bereits seit längerem mit Transferraten von 100 Mbit/s aufwartet, diskutiert nun auch die Token-Ring-Phalanx über ein entsprechendes Geschwindigkeits-Tuning. Wie bei UB Networks zu erfahren war, wird es allerdings noch mindestens ein Jahr dauern, bis erste Produkte auf dem Markt erscheinen. Marius Abel, Senior Vice-President und General Manager der Network Products Division bei UB Networks, gibt allerdings dem 100-Mbit/s-Token-Ring wenig Chancen und empfiehlt die Migration auf ATM.

Ihr gesamtes Portfolio im Bereich des End-to-end-Switchings fuhr die Madge Networks GmbH auf. Im Mittelpunkt des Messeauftritts stand die Familie der "Collage Switches". Mit ihnen will das Unternehmen, das sich mittlerweile als ATM-Company präsentiert, die nahtlose Integration von Ethernet- und Token-Ring-Netzen in ATM-Umgebungen gewährleisten.

Während Madge auf der Frankfurter Messe das übliche High-Tech- Equipment vorstellte, setzte Router-Gigant Cisco in Sachen Messeauftritt neue Akzente. Zwar präsentierten die Unterschleißheimer mit der 7200er Familie eine neue Reihe von Multiprotokoll-Router, die als Einstiegsmodelle der 7000er Serie konzipiert sind, doch im Mittelpunkt des Besucherinteresses stand ein anderer Bolide. Publikumswirksam hatte Cisco seinen High-Tech- Gerätepark zu Hause gelassen und sich dafür einen Formel-1- Rennwagen des McLaren-Mercedes-Teams ausgeliehen.

Noch ist man bei Cisco allerdings nicht ganz dem Formel-1-Fieber verfallen und offen für DV-Trends wie das Internet. Die Router- Spezialisten präsentierten eine für Netzadministratoren interessante WWW-Anwendung. Über den "Cisco Web Browser" lassen sich die neuen Router der 7200er Familie grafisch verwalten. Mit Hilfe eines Browsers kann der Anwender so den Hardwarestatus abrufen und bei Bedarf die Konfiguration des Gerätes ändern. Allerdings ist Cisco nicht der einzige Hersteller, der künftig lieber auf das WWW setzt. So zeigte beispielsweise die Compushack GmbH mit "Active CS-Care" eine Netzwerk-Management-Plattform, die via Browser zu bedienen ist. Die Web-basierte SNMP-Lösung kann zudem in Verbindung mit einem Java-fähigen Browser Konfigurations- und Statistikdaten grafisch als Trends darstellen. Auch bei UB Networks baut man künftig auf Java in Verbindung mit Netzwerk- Management-Lösungen. Die Netzwerker wollen ihre Produktlinien "Netdirector" und "Empower" durch Java-Anwendungen erweitern. Unter anderem ist nach den Worten von Manager Abel die Einbindung von Java-Applikationen in Hubs geplant, um so auf dem Management- Modul die Netzaktivitäten anzeigen zu können.

Wissen zumindest die Hersteller von Netzverwaltungsplattformen, wie sie Internet-Technologien in der Praxis nutzen können, so scheint das Gros der Aussteller noch nicht genau darüber im Bilde zu sein, was sie mit dem Internet in der Praxis anfangen können. Die von Softbank-Chef Schmidt als "Revolution größten Ausmaßes" angekündigte Dotcom führte dementsprechend mit bescheidener Herstellerbeteiligung ein Schattendasein in einer der hinteren Ecken der Halle.