Kabel, VDSL, Vectoring, LTE

Wunschdenken: Breitbandanschlüsse für alle

04.08.2014
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Breitbandversorgung nur leicht verbessert

Auch wenn regional und lokal im Jahr 2013 bezüglich der Breitbandversorgung vieles unternommen und erfolgreich umgesetzt wurde, ist unter dem Strich bezogen auf das gesamte Bundesgebiet eher von einer Stagnation auszugehen. Der wichtigste Grund dafür waren die intensiven Debatten um die geplante Einführung der Vectoring-Technologie durch die Deutsche Telekom.

Den Antrag dazu stellte das Unternehmen Ende 2012. Die Unsicherheit und die langandauernde Diskussion um die Rahmenbedingung waren in der Folgezeit eine starke Investitionsbremse der Wettbewerber in den FTTC-Ausbau (Fibre-to-the-Cabinet). Erst mit der Klärung und Beschreibung der Regulierungsbedingungen durch die Bundesnetzagentur Ende August 2013 löste sich diese Investitionsbremse. Viele alternative Netzbetreiber sehen jetzt deutlich bessere Chancen, als First Mover den Investitionswettbewerb mit der Deutschen Telekom aufzunehmen.

Bei VDSL nimmt Deutschland mit einer Verfügbarkeit von 46,3 Prozent der Haushalte einen europäischen Spitzenplatz ein; europaweit sind es 24,9 Prozent (Quelle: Point Topic; Broadband Coverage in Europe in 2012). In einem ersten Ausbauprogramm hat die Deutsche Telekom 51 Städte mit FTTC/VDSL mit inzwischen nahezu 12 Millionen anschließbaren Haushalten ausgerüstet. Dabei handelt es sich überwiegend um größere Städte und um Gebiete, in denen Kabelnetzbetreiber tätig sind. Die Deutsche Telekom hat dadurch ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Kabelnetzbetreibern gestärkt.

Profitiert haben davon jedoch vorwiegend die Bewohner in Ballungsgebieten. Dies verdeutlichen Zahlen des BREKO. Zwar hat die Deutsche Telekom bis 2012 zirka 40.000 Kabelverzweiger mit FTTC erschlossen, davon befinden sich aber nur 4,4 Prozent im ländlichen Raum. Die Investitionsschwerpunkte der im BREKO organisierten Netzbetreiber stellen sich genau umgekehrt dar. Rund 90 Prozent der insgesamt 8.200 FTTC-Kabelverzweiger sind dem ländlichen Raum zuzurechnen. Die gesamtstaatliche Breitbandabdeckung hat sich damit gerade durch die Investitionstätigkeit der alternativen Netzbetreiber verbessert.

Den Planungen der Deutschen Telekom zufolge sollen bis 2016 rund 24 Millionen Haushalte mit VDSL-Vectoring und einer Bandbreite von 100 MBit/s angeschlossen werden. Die insgesamt 44 Städte der ersten Ausbauphase liegen alle in Kabelgebieten, in denen die Deutsche Telekom einem besonders harten Wettbewerb ausgesetzt ist. Die Bewohner erhalten damit eine Alternative zum Angebot der Kabelnetzbetreiber. Andere Regionen profitieren davon nicht.

Für einigen Diskussionsstoff dürfte in Zukunft auch noch die sogenannte Vectoring-Liste sorgen, erstellt und gepflegt von der Deutschen Telekom; bislang existiert sie jedoch noch nicht. Sie soll alle Kabelverzweiger enthalten, in denen ein Vectoring-Ausbau geplant ist. Solange es die Liste nicht gibt, sind weitere Fälle wie der in Hosenfeld bei Fulda nicht ausgeschlossen und die alternativen Netzbetreiber fühlen sich zu Recht benachteiligt. Dort plante die RhönEnergie Fulda auf Basis von sechzehn Kabelverzweigern einen VDSL-Ausbau für die gesamte Gemeinde. Das Unternehmen meldete den Zugriff auf die Kabelverzweiger an und als Reaktion darauf verkündete die Deutsche Telekom, dass sie ihrerseits Ausbaupläne für die vier betriebswirtschaftlich erfolgversprechenden Kabelverteiler habe. Letztlich entschloss sich RhönEnergie für eine Versorgung der Gemeinde, verzichtete aber dort, wo die Telekom bereits investiert hatte, auf einen Ausbau.