Web

Portalkonzern sieht sich unterbewertet

"WSJ": Yahoo! will Microsofts Angebot als zu niedrig ablehnen

09.02.2008
Sunnyvale/New York (dpa) - Der Internet-Konzern Yahoo! will das milliardenschwere Übernahmeangebot des Softwareriesen Microsoft laut US-Medien als zu niedrig zurückweisen. Nach Ansicht des Yahoo!-Verwaltungsrats sei das Unternehmen mit der Offerte "massiv unterbewertet", berichtete das "Wall Street Journal" am Samstag in seiner Online-Ausgabe. Damit könnte es zu einem langen Übernahmekampf um den Internet-Konzern kommen.

Microsoft hatte vor gut einer Woche ursprünglich 31 Dollar je Yahoo!-Aktien geboten. Yahoo! wolle aber voraussichtlich keinen Preis unter 40 Dollar akzeptieren, hieß es in der Zeitung unter Berufung auf informierte Personen. Der Verwaltungsrat werde an diesem Montag in einem Brief an Microsoft seine Haltung erläutern.

Yahoo! kann nach einer Ablehnung des Angebots auf Nachbesserung durch Microsoft hoffen oder auch auf eine Zusammenarbeit etwa mit dem Suchmaschinen-Riesen Google setzen. Microsoft könnte eine feindliche Übernahme gegen den Widerstand der Yahoo!-Führung versuchen. Der Konzern müsste dazu die Yahoo!-Aktionäre vom Angebot überzeugen.

Mit dem Kauf im Wert von ursprünglich fast 45 Milliarden Dollar (30 Mrd Euro) will Microsoft die Übermacht des Rivalen Google bei der Online-Suche und der Internet-Werbung brechen. Yahoo! mit Sitz in Sunnyvale (Kalifornien) steht nach einem erneuten Gewinneinbruch derzeit vor dem Abbau von 1000 seiner weltweit 14 300 Stellen. Auch Aktivitäten in Europa sind auf dem Prüfstand.

Der Yahoo!-Verwaltungsrat hatte nach Medienberichten am Freitag telefonisch über die Offerte beraten. Dem Gremium sei von externen Beratern zwar die Annahme des Angebots empfohlen worden. Im Verwaltungsrat selbst seien die Meinungen aber zunächst geteilt gewesen. Diskutiert worden sei sowohl eine Kooperation mit Google als auch eine mögliche Strategie für Verhandlungen mit Microsoft über einen höheren Kaufpreis. Für nächste Woche sei nun ein persönliches Treffen der Mitglieder des Gremiums angesetzt.

Yahoo! wollte die Beratungen nicht bestätigen. Der Konzern nahm bislang zu dem Microsoft-Angebot inhaltlich nicht Stellung. Yahoo! hatte stattdessen eine eingehende Prüfung aller Alternativen angekündigt und so durchblicken lassen, dass eine Übernahme zum bisher gebotenen Preis nicht die erste Wahl ist. Dies habe auch Yahoo!-Chef Jerry Yang bei der Telefonkonferenz des Verwaltungsrates signalisiert, hieß es. Ein von Yahoo! erhofftes Gegenangebot zu Microsoft liegt bisher allerdings nicht auf dem Tisch.