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"WSJ": Worldcom verschob Ausgaben in MCI-Bilanz

31.03.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Um seine finanzielle Situation besser darzustellen hat der skandalumwitterte und inzwischen insolvente US-Carrier Worldcom im Jahr 2001 offenbar einen erheblichen Teil seiner Ausgaben in die Bilanz der Konzerntochter MCI verschoben. Die Bücher der börsennotierten Sparte für Privatkunden und kleine Unternehmen wurde dabei trotz Protestes der MCI-Führung mit Kosten in Höhe von rund drei Milliarden Dollar belastet, berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf interne Dokumente und Insider. Dem Artikel zufolge hatte sich unter anderem Wayne Huyard, Chief Operating Officer (COO) von MCI, bei der Worldcom-Führung erkundigt, warum offiziell genannte und interne Zahlen so stark differierten. In einer E-Mail an den damaligen Worldcom-Chef und -Gründer Bernard Ebbers schrieb er, es gäbe Ausgaben in Höhe von 2,37 Milliarden Dollar,

die er nicht zuordnen könne. Weiter gehe laut "WSJ" aus internen Berichten hervor, dass MCI im Geschäftsjahr 2001 vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) einen Gewinn von 4,7 Milliarden Dollar erzielt habe. Laut Geschäftsbericht belief sich der EBITDA-Profit jedoch lediglich auf 1,4 Milliarden Dollar. Die Differenz in Höhe von über drei Milliarden Dollar geht offenbar auf das Konto von Worldcom.

Von dem Schachzug könnten insbesondere die ehemalige Führungsriege profitiert haben. So hielten Ex-CEO Ebbers sowie seine inzwischen ebenfalls geschassten Kollegen Scott Sullivan (CFO) und Ronald Beaumont (COO) hohe Beteiligungen an ihrem Unternehmen, besaßen aber nur geringe Stückzahlen an MCI-Aktien.

Worldcom hatte im Juli vergangenen Jahres Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt, nachdem Bilanzmanipulationen in Höhe von mindestens neun Milliarden Dollar bekannt geworden waren und die Gläubigerbanken daraufhin ihre Kredite zurückgezogen hatten. (mb)