Worthuelsen statt echter Problemhilfe

01.04.1994

W aehrend sich die Gemueter hierzulande noch darueber erhitzen, ob sich die Arbeit in Client-Server-Architekturen wirklich von der mit Mainframes gravierend unterscheide - diese Frage ist mit einem klaren Nein zu beantworten -, ist die amerikanische DV-Welt einen Schritt weiter: Jenseits des grossen Teiches wird bereits von mehreren Unternehmen das Zeitalter des Distributed Computing propagiert.

Ob fuer diese verteilten Strukturen nun ein "Intranetworking" oder ein "Internetworking" erforderlich ist, mag an anderer Stelle diskutiert werden. Bei allen Wortspielen - Internetworking fuer den WAN-Bereich, Intranetworking fuer den Campus? - scheinen die Hersteller es oft selbst nicht genau zu wissen, was sie nun eigentlich meinen. Egal, welchen Namen das Networking-Kind nun traegt, dem Netzadministrator stellt sich mit der Einfuehrung der verteilten Datenverarbeitung das Problem, wie er die erforderliche Bandbreite im Netz garantieren kann. Unabhaengig von den sogenannten Killerapplikatioen wie Multimedia sollte der Netzverantwortliche bereits fruehzeitig seine Entscheidung treffen, um Planungs- und Budgetsicherheit zu haben. Denn mit dem steigenden Bedarf an Bandbreiten kommt auf viele Anwender die Notwendigkeit einer Neuverkabelung zu, da die Bus-Struktur den Anforderungen in der Regel nicht gerecht wird.

Doch vor dem enthusiastischen Einstieg in das High-speed-Net- working der Zukunft ist der kuehle Rechner gefragt. Denn die in den Hochglanzbroschueren der Anbieter gelobten Komponenten wie Router, Hubs und Switches sowie Bridges sind keineswegs ein Allheilmittel fuer jedes Problem. Gerade hier wird oft des Guten zuviel getan - sprich: falsch investiert. Ist ein Superhub, das Modeprodukt des Jahres 1994, wirklich erforderlich?

Bei aller Segmentierung kommt letztlich doch dem Backbone auf dem Weg zum Hochleistungsnetz die entscheidende Bedeutung zu. In den meisten Faellen duerfte die Frage daher lauten: FDDI oder ATM? Anders formuliert, setzt man auf die preisguenstige, bereits verfuegbare Technologie oder ist die Zukunftssicherheit von ATM wichtiger?

Bei aller Diskussion um die Switches und Superhubs von morgen sollte das Netzwerk-Management nicht vergessen werden. Hier kommt dem eingesetzten Protokoll eine entscheidende Bedeutung zu. Kann sich der Systemverantwortliche auf die schoenen offenen OSI- Visionen verlassen, wie sie in den Handbuechern der US-Regierung sowie der EU propagiert werden, oder setzt er pragmatisch auf den maengelbehafteten De-facto-Marktstandard TCP/IP?