Web

Worldcom-Sanierung: Großkunden fordern Mitspracherecht

10.10.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Sun, DaimlerChrysler und Procter & Gamble sowie 14 weitere Großkunden von Worldcom haben bei dem zuständigen Insolvenzgericht ein Mitspracherecht bei der Sanierung beantragt. Bei Telefonausgaben von insgesamt über 300 Millionen Dollar jährlich sei es angemessen, dass ein Kundenkomitee die Fortführung der Dienste des Ferngesprächsanbieters sicherstelle, erklärte die Gruppe laut Presseberichten. Worldcoms künftige Profitabilität hänge von den großen Unternehmenskunden ab, ebenso wie diese umgekehrt von dem Carrier. Wegen der komplexen Beziehungen zwischen der Company und ihren Kunden sei deshalb eine weitere Arbeitsgruppe dringend erforderlich.

Die Firmen argumentierten, ihre Interessen würden von dem bestehenden Gläubigerkomitee nicht ausreichend vertreten. In dem Ausschuss, der Ende Juli ins Leben gerufen wurde (Computerwoche online berichtete), sitzen Halter von Anleihen, die kreditgebenden Banken sowie Unternehmen, denen Worldcom für Lieferungen und Dienstleistungen noch Geld schuldet. Diese seien mehr an ihren kurzfristigen Zahlungen als an der langfristigen Gesundung des TK-Konzerns interessiert, heißt es in dem Antrag der Unternehmenskunden. Ein Kundengremium würde somit ein wichtiges Gegengewicht zu den Gläubigern darstellen.

Die Unternehmen befürchten, dass die Kosten für die Datenleitungen steigen werden oder Worldcom ganz oder teilweise verkauft wird, falls die Sanierung scheitert. Bislang sind dem insolventen Unternehmen zufolge Kündigungen großer Kunden ausgeblieben, es rechnet jedoch für dieses Jahr mit einem Umsatz von 28 Milliarden Dollar, 17 Prozent weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig berichten allerdings Konkurrenten wie AT&T, dass Kunden zu ihnen überlaufen.

Obwohl die Rahmenbedingungen überraschend günstig sind, kommt der seit Anfang Juli zahlungsunfähige US-Carrier Worldcom mit seiner Sanierung offenbar nicht in die Gänge: Ursprünglich war vorgesehen, im September einen Restrukturierungsplan vorzulegen und mit Hilfe einer vorläufigen Finanzspritze über bis zu 1,5 Milliarden Dollar das Unternehmen bereits im ersten Quartal kommenden Jahres zu entschulden. Inzwischen wurde die Vorlagefrist verlängert. (mb)