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Worldcom-Prozess: Ex-CEO Ebbers beteuert Unschuld

01.03.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der wegen Betrugs angeklagte ehemalige Worldcom-Chef Bernard Ebbers hat bei einem Auftritt im Zeugenstand erneut seine Unschuld beteuert. Gegenüber dem New Yorker Geschworenengericht bestritt der 63-jährige Firmengründer vehement, etwas von den Bilanzmanipulationen in Höhe von elf Milliarden Dollar gewusst zu haben, die den US-Carrier vor drei Jahren in die Insolvenz getrieben hatten.

Er habe die Bilanzen den Experten überlassen und sich auf die Bereiche Vertrieb und Marketing konzentriert, widersprach Ebbers den Vorwürfen des früheren Finanzchefs Scott Sullivan. Der Kronzeuge der Anklage hatte bereits vor einigen Wochen eingeräumt, dass er die Einnahmen in den Konzernbilanzen zwischen 2000 und 2002 zu hoch angesetzt und die Kosten künstlich gesenkt hatte, um die Erwartungen der Wall-Street-Analysten zu erfüllen. Dabei habe er jedoch mit dem Einverständnis des damaligen Konzernchefs und der Buchhaltung gehandelt.

Wenngleich Ebbers seine Rolle als Basketball-Trainer, der zufällig ins TK-Geschäft gerutscht war, gut spielte, ging die Verteidigung mit dem Ruf in den Zeugenstand ein hohes Risiko ein. So ist es weitgehend unsicher, wie sich der Angeklagte in einem Kreuzverhör durch die Staatsanwälte schlägt. Außerdem rückt die Beweislast mit einer solchen Aktion zunehmen in Richtung Verteidigung, urteilen Experten. Bislang hatte sich Ebbers Anwalt Reid Weingarten vornehmlich darauf konzentriert, Ex-CFO Sullivan als Drahtzieher der Machenschaften darzustellen und dessen Glaubwürdigkeit in Frage zu stellen. Bei einem Schuldspruch drohen Ebbers rechnerisch bis zu 85 Jahre Haft. (mb)