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Worldcom-Manager in Handschellen

02.08.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - 37 Tage nach Bekanntwerden des bislang weltgrößten Bilanzskandals beim US-TK-Konzern Worldcom sind dessen früherer Finanzchef Scott Sullivan sowie Controller David Myers gestern festgenommen und dem Bezirksgericht für den Southern District of Manhattan vorgegführt worden. Die beiden Manager stellten sich um sieben Uhr morgens Agenten des FBI, nachdem sie die Nacht im Hotel Elysee an der Madison Avenue verbracht hatten. Aus der FBI-Zentrale wurden sie in Handschellen geführt, im Gerichtssaal konnten sie sich später aber wieder frei bewegen.

Sullivan und Myers wurden wegen Verschwörung, Anlagebetrug sowie falscher Berichte an die Börsenaufsicht in fünf Fällen verklagt. Beide wurden nach einer ersten Anhörung gegen Kautionen von zehn (Sullivan) und zwei Millionen Dollar (Myers) zunächst wieder auf freien Fuß gesetzt, am 3. September geht das Verfahren weiter. Im Falle einer Verurteilung drohen den Managern fünf Jahre Gefängnis und 250.000 Dollar Geldstrafe für die Verschwörung sowie jeweils zehn Jahre hinter Gittern und eine Million Dollar Strafe für den Anlagebetrug und die SEC-Falschberichte - macht zusammen theoretische 65 Jahre Haft und 6,25 Millionen Dollar Strafe; das tatsächliche Urteil dürfte aber erheblich niedriger ausfallen.

Beobachter vermuten, dass auch dem früheren Konzernchef Bernard Ebbers noch ein Strafprozess ins Haus stehen könnte - auch wenn dieser und sein Anwalt weiterhin jegliche Mitwisserschaft an dem Milliardenbetrug leugnen, bei dem gut 3,8 Milliarden Dollar Kosten über mehr als ein Jahr hinweg als Investitionen verbucht worden waren. Von einer Anklage gegen Worlcom als Unternehmen haben die Ermittler bislang abgesehen, weil sich das Unternehmen bei den bisherigen Untersuchungen kooperativ gezeigt hat. (tc)