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Worldcom-Ermittler stochern im Nebel

08.07.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mal wieder ein Update in Sachen Worldcom: Das US-Justizministerium will offenbar die internen Ermittlungen des TK-Unternehmens nach seinem vor knapp zwei Wochen ruchbar gewordenen Bilanzskandal beschränken, um zunächst die eigene Untersuchung voranzutreiben. Dies berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider. Die Strafverfolger sorgen sich offenbar um eine mögliche Beeinflussung von Zeugen und wollen Management und andere Personen als erste vernehmen.

Am heutigen Montag müssen verschiedene Beteiligte vor dem Kongressausschuss House Financial Services Committee erscheinen. Vorgeladen sind unter anderem Bernard Ebbers (Ex-CEO), John Sidgmore (CEO), Cynthia Cooper, die als interne Auditorin den Skandal aufgedeckt hatte, deren Chef Max Bobbitt, der geschasste Ex-CFO Scott Sullivan sowie Salomon-Smith-Barney-Analyst Jack Grubman, der Worlcom erst einen Tag vor Bekanntwerden des Bilanzbetrugs erstmals negativ bewertet hatte.

Gegen Ex-Finanzchef Sullivan hat Worldcom mittlerweile eine Bundesklage eingereicht. Der Manager soll die zehn Millionen Dollar Bonus zurückzahlen, die er im vergangenen Jahr erhalten hatte. Eine weitere Klage mit Antrag auf Sammelklagen-Status haben Anleger gegen Worldcom, Sullivan und Ebbers sowie die früheren Worldcom-Wirtschaftsprüfer Arthur Andersen eingereicht. Sie fordern Schadenersatz wegen Anlagebetruges.

Die Gläubiger von Worldcom arbeiten unterdessen an einem Konzept zur Umschuldung von Worldcom. Dieses sieht nach Informationen aus unterrichteten Kreisen vor, dass im Zuge einer vorarrangierten Insolvenz nach Paragraf elf des US-Konkursrechts die rund 26 Milliarden Dollar Worlcom-Anleihen in Unternehmensbeteiligungen umgewandelt würden. Damit wäre Worldcom einen Großteil seiner Schulden von knapp 33 Milliarden Dollar los. (tc)