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Worldcom: Controller verbot Mitarbeiter, lästige Fragen zu stellen

27.08.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - David Myers, ehemaliger Controller beim insolventen US-Carrier Worldcom, hat offenbar einen Untergebenen daran gehindert, die Bilanzierungsmethoden des Unternehmens in Gegenwart von Arthur Andersen anzuzweifeln - bereits Monate, bevor das Unternehmen Falschbuchungen in Höhe von über drei Milliarden Dollar zugeben musste. Presseberichten zufolge verbot der inzwischen verhaftete Topmanager dem im Londoner Büro tätigen Steven Brabbs im Januar diesen Jahres, den Wirtschaftsprüfern von Arthur Andersen unangenehme Fragen über die Buchhaltungspraktiken des TK-Konzerns zu stellen. Wie aus einer internen E-Mail hervorgehen soll, untersagte Myers dem Angestellten daraufhin jede weitere Unterhaltung mit den Auditoren.

Damit nicht genug: Bereits im März 2000 hatte Brabbs, bei seiner Tätigkeit als Director International Finance & Control festgestellt, dass ein US-Angestellter die Betriebskosten der britischen Aktivitäten von der US-Seite um 33,6 Millionen Dollar zu niedrig angesetzt wurden. Auf seine Anfrage wurde ihm erklärt, man hätte auf Anweisung von Finanzchef Scott Sullivan gehandelt. Ziel sei, die Zahlen besser als in Realität erscheinen zu lassen. Einen Monat später sendete Brabbs ein Schreiben an Arthur Andersen und die übergeordnete Finanzabteilung von Worldcom. Er bat darum, die Bücher hinsichtlich dieser Transaktionen zu überprüfen. Kurz darauf erhielt der Angestellte eine E-Mail von Myers. Der Controller äußerte seinen Unmut darüber, dass Brabbs diese Angelegenheit ohne sein Wissen bei Andersen vorgetragen habe.

Letztendlich erklärte sich der Brite jedoch bereit, eine "Verwaltungsgesellschaft" zu erfinden, die diese veränderten Zahlen erklären könnte. Als sich Brabbs dann Anfang dieses Jahres erneut an Arthur Andersen wandte, war Myers entsprechend wütend.

Myers und Sullivan wurden Anfang August wegen Verschwörung, Anlagebetrug sowie falscher Berichte an die Börsenaufsicht in fünf Fällen verklagt. Dem Controller dürfte es mit dem neuen Beweismaterial schwer fallen, auf Teilschuld zu plädieren und als Gegenleistung für eine mildere Strafe bei den Ermittlungen zu helfen. Im Falle einer Verurteilung drohen Myers bis zu fünf Jahre Gefängnis und 250.000 Dollar Geldstrafe für die Verschwörung sowie jeweils zehn Jahre hinter Gittern und eine Million Dollar Strafe für den Anlagebetrug und die SEC-Falschberichte (Computerwoche online berichtete). (mb)