Angebotsschwerpunkte spiegeln DV-Trends des vergangenen Jahres wider

Workstations, PCs und Netze prägen die Hardwarelandschaft

08.03.1991

HANNOVER (CW) - Angesichts des immer unüberschaubarer gewordenen DV-Terrains gehen die Hardware-Hersteller auf der diesjährigen CeBIT mit einer Produktpalette auf Kundenfang, die den generellen Markttrends entspricht. Kundenorientiertheit, die sich auch in der Vielzahl der gezeigten Branchenlösungen zeigt, ist "in", technisch Innovatives dagegen offensichtlich "out". In vorderster Ausstellungsfront werden Unix-basierte Workstations, PCs sowie Netzwerk-Lösungen stehen.

Die Hersteller von Großrechnern reagieren ebenfalls auf den Trend zu verteilten DV-Anwendungen. Sie haben sich das Reizwort von der "Client-Server-Architektur" auf ihre Fahnen geschrieben. Damit weichen sie von ihrer ursprünglichen These ab, die den Mainframe als Alternative zur "komplizierten und unsicheren" dezentralen Datenverarbeitung auszuweisen trachtete. Mit neuer Bescheidenheit binden sie nun ihre Produkte in das Konzept der unternehmensweiten Informationsverarbeitung ein, in dem sie ihre Mainframes zunehmend als Datenbankserver Dienst tun sehen.

Darüber hinaus tragen alle Systemanbieter abermals dem wachsenden Leistungsbedarf Rechnung, den die jüngsten Architekturen und die permanent zunehmenden Anwendungen mit sich bringen. Sie warten teilweise mit sprunghaft angestiegenen Rechnerkapazitäten und

-geschwindigkeiten auf.

Konkurrenz für die Mainframes

Bei den Hochleistungssystemen aus der Universalrechner- und Minicomputer-Fertigung wurden diverse Systemfamilien durch Modelle mit mehrfacher Leistung ausgebaut.

Allerdings müssen sich die "Mainframer", vor allem aber die Hersteller von Minicomputern, der immer größer werdenden Leistungsfähigkeit von Workstations und PCs stellen. Unter den Workstations für technische und grafische Anwendungen treten Unix-basierte Systeme mit RISC-Prozessoren noch stärker in den Vordergrund. Die größten Anbieter in diesem Bereich sind DEC, Hewlett-Packard mit der Tochter Apollo, IBM, Mips Computers und Sun Microsystems. HP hat bereits für Ende März die Vorstellung einer neue Generation von RISC-Systemen angekündigt. Sun hat es mit Hilfe einer liberalen Lizenzpolitik geschafft, in diesem Marktsektor zum Spitzenreiter zu werden. Die Sparc-Architektur ist bei RISC-Maschinen inzwischen so etwas wie ein Quasi-Standard. Mips Computersystems versucht dagegen zur Zeit, den eigenen Marktanteil zu erhöhen. Auf Initiative von Compaq gehört die Chip-Schmiede zu der sogenannten Gang of five, die einen neuen Standard für Workstations entwickeln will, der auf dem kürzlich angekündigten RISC-Chip Mips R4000 basieren soll. Unerwartet gute Geschäfte in diesem Bereich machte auch die IBM. Ihre RISC-Maschinen RS/6000 verkauften sich sehr viel besser als die blauen Verkaufsstrategen gedacht hatten. Noch interessanter werden diese Workstations dann, wenn sie nicht mehr nur in erster Linie im wissenschaftlich-technischen Bereich genutzt werden, sondern auch bei kommerziellen Anwendern Einzug halten - ein Trend, der sich abzuzeichnen beginnt.

Bei den PCs hingegen wird zur Messe das nunmehr erheblich breitere Angebot von Modellen mit 486-Prozessor zu den Hauptthemen gehören. Allerdings warten die Anbieter auch mit einer Vielzahl von neuen 286- und 386-PCs auf. Dabei werden die Preise - auch für Hochleistungs-Rechner - weiter unter dem im vergangenen Frühjahr typischen Niveau liegen.

Das stärkste Engagement bringen die Anbieter jedoch den Laptops entgegen. Um am Boom in diesem Marktsegment teilhaben zu können, heißt die Devise der Hersteller: immer kleiner, leistungsfähiger und preiswerter.

Der schon seit mehreren Jahren andauernde Trend zur dezentralen Datenverarbeitung, zur unternehmensweiten Datenkommunikation, die oft grenzüberschreitend sein muß, wäre ohne ein entsprechendes Angebot von Netzwerken und Netzwerk-Architekturen nicht denkbar. Kein Wunder also, daß die Anbieter von Local Area- und Wide Area Networks erheblich an Gewicht gewonnen haben. Schließlich bilden sie die Infrastruktur, auf der moderne DV-Landschaften aufbauen. Die CeBIT-Verantwortlichen haben entsprechend reagiert und den Netzwerkern erstmalig eine eigene Halle zugesprochen. Indes spielt das gesamte Feld der Telekommunikation auf der Messe eine wichtige Rolle, wobei Satelliten- und Mobil-Kommunikation im Vordergrund stehen.