Workstation-Marktfuehrer mit soliden Ergebnissen (Schluss) Technologieguru verleiht fuer 1993 die Oscars fuer CPU-Architekturen

04.02.1994

MUENCHEN (CW) - Zu den Gewinnern im Workstation-Markt gehoeren nach Michael Slater zwei Unternehmen, die auch in der Vergangenheit durch ueberdurchschnittliche Leistungen ueberzeugten - Hewlett- Packard (HP) und Sun Microsystems Computer Corp. (SMCC).

Neben der Silicon Graphics Inc. (SGI) sind es diese beiden Firmen, die 1993 im Vergleich zum Vorjahr ihren weltweiten Umsatz steigern konnten. Unter den grossen Fuenf der Workstation-Szene verzeichneten nach einer Erhebung der Dun & Bradstreet-Marktforschungsdivision Dataquest demgegenueber die IBM und die Digital Equipment Corp. (DEC) Rueckgaenge (vgl. Grafik CW Nr. 4 vom 28. Januar 1994, Seite 1).

Waehrend allerdings Sun 1993 bei einer Umsatzsteigerung von 3,22 Milliarden US-Dollar (1992: 2,99 Milliarden) trotzdem geringfuegig Marktanteile verlor - aber immer noch klarer Spitzenreiter ist (31,8 Prozent) -, schnitt sich HP im vergangenen Jahr bei 2,29 Milliarden Dollar Einnahmen (1992: 1,75) ein um fast vier Prozent groesseres Stueck vom Kuchen ab (22,6 Prozent).

IBM landet auf Platz drei

IBM konnte das 1992 formulierte Ziel, Marktfuehrer bei den Workstations zu werden, wieder nicht verwirklichen, setzte 1993 1,47 Milliarden Dollar um (1993: 1,52 Milliarden) und landete mit 14,5 Prozent Anteil am Workstation-Markt auf Rang drei. Geringer Umsatzrueckgang auch bei DEC: Statt 982 Millionen nahm das Unternehmen aus Maynard nur noch 970,8 Millionen Dollar ein. Damit liegt DEC vor Silicon Graphics (9,2 Prozent) auf Platz vier. Die Mips-Mutter steigerte ihren Umsatz von 1992 (675,1 Millionen Dollar) allerdings um 39 Prozent auf 936,3 Millionen Dollar.

Solche nuechternen Zahlen spiegeln im Prinzip auch die Meinung Slaters wider, dass Sun und HP im abgelaufenen Jahr einen guten Job gemacht haben. So vergab der Prozessorspezialist aus dem kalifornischen Sebastopol den wahrscheinlich begehrtesten Preis der Workstation-Branche an Sun: Die Supersparc- und Microsparc- CPUs der McNealy-Company verkauften sich in sogenannten General- Purpose-Systemen am besten.

SMCC, das von allen Workstation-Anbietern die Produktionskapazitaeten - abgesehen von der Mips Technologies Inc. (MTI) - auf die meisten Schultern verteilt, heimste noch einen Preis ein: Die Auszeichnung fuer die "Uebererfuellung" eines Zeitplans duerfte gut fuer das Renommee sein. Hier hatte es naemlich in der Vergangenheit durchaus Probleme gegeben. Der mit 60 Megahertz getaktete Supersparc-Chip konnte nun statt im ersten Quartal 1994 schon im Juli 1993 angekuendigt werden. Sicherlich auch ein Indiz dafuer, dass Texas Instruments (TI) seine Produktionsprozesse befriedigender gestalten konnte.

Allerdings kassierte der Supersparc auch einen Tadel: Mit einem Preis von 1000 Dollar, zu denen sich noch einmal 400 Dollar fuer den notwendigen Cache-Control-Chip addieren, ist er unter den High-end-RISC-Prozessoren der langsamste. Mit der Microsparc-2- Implementation, kritisiert Slater, halte Sun zudem den "groessten kleinen Mikroprozessor" in petto. Trotz Fujitsus 0,5-Submikron- Technologie belegt der MS-2-Chip eine Flaeche von 233 Quadratmillimetern.

HP schliesslich konnte sich ueber einen Leisetreterpreis freuen: Waehrend naemlich die Konkurrenz mit ihren Prozessoren 21064 (DEC), R4400 (Mips) und Power2 (IBM, Motorola) in puncto Leistung an HP vorbeirauschte, baut das Unternehmen klammheimlich seine Technologiestrategie fuer die kommenden Jahre auf.

Mit dem PA-RISC-Prozessor "7150", der mit 125 Megahertz getaktet sein wird, nimmt HP die Konkurrenz um die hoechste Geschwindigkeit auf. Der in den neuen HP-Systemen der 9000- und 3000-Familie inkorporierte 7100LC-Chip (vgl. Seite 25) ist zudem der momentan schnellste Low-end-RISC-Prozessor am Markt.

Slaters Wermutstropfen fuer HP: Der Firma ermangele es an einer Strategie, wie der Massenmarkt der Tischrechner okkupiert werden koenne. HP unterstuetze weder PC-Betriebssystem- noch -Bus- Technologien. Das Unternehmen untersuche zwar PCI-Bus- Architekturen und schreibe sich - laumuetig - Windows NT auf die Fahne. Allerdings fehle HP die Ueberzeugung, nun diese PC- Technologien aus vollem Herzen zu unterstuetzen. Wenig vorteilhaft sei auch, dass HP als einziger Anbieter einer bedeutenden RISC- Technologie diese - trotz der HP-Organisation Precision RISC Organisation (PRO) - praktisch nicht im grossen Stil fuer andere Halbleiter-Hersteller oeffne.