Auf dem Weg zum papierlosen Buero

Workflo-Upgrade bietet neue Links zu Re-Engineering-Tools

02.02.1996

Die objektorientierten Utilities von Visual Workflo bestehen im wesentlichen aus drei Komponenten. Herzstueck ist der "Composer", eine Art Authoring-Tool zur Modellierung von Workflow- Anwendungen. Mit Hilfe dieses Werkzeugs lassen sich unter Windows per Drag and drop Vorgangsobjekte erzeugen, in denen saemtliche Informationen gekapselt sind. Dazu gehoeren die eigentlichen Dokumentendaten wie Bilder, Texte, Video und Audio, ausserdem die Objektmethoden (Instruktionen, Processing, Routing, Validitaetspruefungen) sowie die Objektverfolgung (Sachbearbeiter, Bearbeitungsstatus).

Die im Objekt eingebetteten Instruktionen, bei Versicherungen etwa zur Pruefung von Antraegen oder Zahlungsfaehigkeit, lassen sich ueber den Aufruf externer Programme realisieren. Als Entwicklungsumgebung werden neben der hauseigenen Sprache "Workflo Script" auch C, C++, Visual C++, Visual Basic und Powerbuilder unterstuetzt. Ebenso sind DDE- beziehungsweise OLE-faehige Windows- Applikationen integrierbar. Die erzeugten Vorgangsobjekte speichert ein Repository, das zum Beispiel in einer Oracle- Datenbank abgelegt werden kann.

Eine weitere Komponente von Visual Workflo stellt der "Performer" dar, eine Runtime-Umgebung, die auf jedem Client geladen werden muss, um die jeweilige Arbeitsfunktionalitaet zuzuordnen. Schliesslich gibt es mit dem "Conductor" als drittem Baustein ein Tool fuer die Systemadministration. Ueber den Conductor lassen sich Objekte betrachten und kontrollieren. Die Prozeduren eines Objekts koennen laut Hersteller online veraendert werden, ebenso sei ein Zugriff auf alle Daten waehrend der Laufzeit moeglich.

Die Auslieferung von Visual Workflo 2.0 wird sich aufgrund der geplanten Uebernahme der Saros Corp. (siehe Kasten) um etwa zwei Monate verzoegern und ist fuer das spaete Fruehjahr geplant. Mit dem Upgrade soll sich laut Hersteller eine deutliche Performance- Steigerung fuer grosse Vorgangsobjekte erreichen lassen. Ausserdem seien neue C-Filter und Pre-Selection-Rules sowie Antwortzeiten unter einer Sekunde vorgesehen. Das Win-32S-kompatible Release unterstuetzt Server-seitig diverse Unix-Varianten und Windows NT. Auf den Clients laesst sich neben 16-Bit-Windows demnaechst auch Windows 95 und OS/2 verwenden.

Ein weiteres Feature ist die im Versicherungswesen gelaeufige Funktion "Exclusive Mode". Gemeint ist damit, dass sich nicht nur Einzelschritte eines Vorgangs bestimmten Arbeitsrechnern oder dem Login eines Mitarbeiters zuordnen lassen, sondern komplette Vorgaenge. Auch die Werkzeuge zur Manipulation von Vorgangsobjekten sollen in Version 2.0 bezueglich ihrer Handhabung und Benutzeroberflaeche verbessert werden. Bislang sei es recht aufwendig gewesen, grosse Mengen von Vorgangsobjekten zu modifizieren, raeumt der Hersteller ein.

Im Bereich Modelling will Filenet die Workflo-Schnittstellen ueberarbeiten, auf die Produkte von Drittherstellern aufsetzen. Dabei geht es in erster Linie um Third-Party-Tools etwa zur Entwicklung von Geschaeftsmodellen. Das Design von Business- Prozessen laesst sich zwar schon jetzt in Workflo implementieren. Der Datenexport zu diesen Fremdprodukten ist bislang noch unbefriedigend realisiert. Das gilt insbesondere dann, wenn zum Beispiel die statistischen Informationen zur Laufzeit eines Modells vom externen Programm analysiert werden sollen.

Von den erweiterten Schnittstellen profitieren vor allem Firmen wie die Peter Gessner & Partner GmbH aus Leinfelden-Echterdingen mit ihrer "PG&P:Bridge". Das kuerzlich auf einer Filenet-Konferenz vorgestellte Tool soll eine Bruecke schlagen zwischen Visual Workflo und Geschaeftsmodellen, die mit den Aris-Werkzeugen der Saarbruecker IDS Prof. Scheer GmbH erstellt wurden.

Das Produkt unterstuetzt mit drei Modulen die Prozessmodellierungsphasen "Generate", "Monitoring" und "Feedback". Generate, seit November verfuegbar, setzt die Aris-Modelle auf Daten-, Funktions- und Prozessebene fuer Visual Workflo um. Ueber die Komponente "Monitoring", die voraussichtlich im Februar freigegeben wird, lassen sich die aus Workflo ermittelten Performance-Daten (Bearbeitungszeiten etc.) wieder zurueck zur Aris-Ebene fuehren. Dort werden sie mit denjenigen Kennwerten verglichen, die zum Beispiel in einem Projekt zum Business- Process-Re-Engineering ermittelt wurden.

Der dritte Schritt, das Feedback, ist fuer Mitte dieses Jahres anvisiert. Dabei sollen die in Workflo modellierten Geschaeftsprozesse nach Aris uebertragen werden, um sie dort weiterzubearbeiten.

Filenet will Saros uebernehmen

Der kalifornische Spezialist fuer unternehmensweites Workflow- Management, die Filenet Corp. mit einer Gesellschaft in Bad Homburg, fuehrt derzeit Uebernahmegespraeche mit der Saros Corp., Anbieter von Dokumenten-Management-Software. Sinn der geplanten Akquisition duerfte die Ergaenzung der Filenet-Produktfamilie "Workflo" im Archivierungsbereich sein. Waehrend Workflo seine Staerken in der Vorgangsbearbeitung hat, eignet sich das Saros- System "Mezzanine" eher fuer typische Archivarbeiten wie Versionskontrolle, Retrieval oder die formatunabhaengige Ansicht von Dokumenten. Ausserdem hat Saros einen Web-faehigen Aufsatz fuer die Software angekuendigt. Wie der britische Newsletter "Computergram" berichtet, soll sich die Kaufsumme in der Groessenordnung von 150 Millionen Dollar bewegen.