Wollte IBM Compuware killen?

22.02.2005
Big Blue plante den Anbieter von Mainframe-Management-Tools zu vernichten. So lautet der Vorwurf in einem US-Gerichtsverfahren.

Heftige Anschuldigungen richtete Compuwares Anwalt Daniel Johnson gegen IBM: In einem bereits im März 2002 eingeleiteten Verfahren wegen Produktpiraterie und Antitrust-Verfehlungen, das jetzt vor Gericht verhandelt wird, behauptet der Compuware-Rechtsvertreter, Big Blue habe den Plan gehabt, den Kontrahenten "zu töten". Hierzu legte Johnson dem Gericht ein Memo vor, das mit dem Titel "Compuware Killer" überschrieben ist. Darin habe der Computergigant Pläne erörtert, wie man mit der kleinen Firma in Konkurrenz treten und sie letztendlich vernichten könne.

Technologie gestohlen?

Johnson sagte vor einer Jury im US-Distriktgericht von Detroit: "Hier geht es um IBM, eine der größten Firmen der Welt, die sich aufmacht, Compuware zu zerstören." Außerdem, so Johnson weiter, habe Big Blue Technologie "gestohlen, die Millionen und Abermillionen Dollar wert ist".

Der Anwalt der Klägerseite behauptet, IBM habe ehemalige Compuware-Entwickler angestellt und damit beauftragt, Mainframe-Tools nach dem Vorbild der Konkurrenzprodukte zu entwickeln. Sie hätten dies getan, obwohl sie Vertraulichkeitserklärungen bei Compuware unterschrieben hätten.

Johnson beschuldigt IBM, insbesondere bei zwei Programmen geistiges Eigentum von Compuware gestohlen zu haben. Hierbei handelt es sich zum einen um ein Großrechner-Dateisystem, zum anderen um ein Programm zur Lokalisierung von Problemen auf Mainframes. IBM habe dann diese Programme zu Discountpreisen feilgeboten oder sie sogar als Teil von Hardware-Deals umsonst vergeben.

Big Blue bestreitet sämtliche Anschuldigungen. Die Anwälte des Mainframe-Anbieters argumentieren, IBM habe lediglich öffentlich zugängliche Informationen sowie eigene Ingenieurleistung für die Entwicklung der inkriminierten Softwareprodukte genutzt. IBM-Anwalt Evan Chesler sagte, die Software beider Unternehmen ähnele sich nicht deshalb, weil sich Big Blue Technologie von Compuware zu Eigen gemacht habe, sondern weil alle diese Softwareentwicklungen geschrieben wurden, um auf IBM-Mainframes zu laufen. Compuware wolle mit der Klage lediglich Wettbewerb verhindern.

IBM habe, so der Anwalt, der Firma Compuware bei der Entwicklung der Großrechner-Softwarewerkzeuge geholfen. Darüber hinaus würden die Tools des Big-Blue-Kontrahenten Softwarecode der IBM enthalten. Der Kampf David gegen Goliath wird diese Woche fortgesetzt: Compuware erzielte im vergangenen Geschäftsjahr 1,2, IBM dagegen 96,5 Milliarden Dollar Umsatz. (jm)