Pilotinstallation mit IBM Serie1-CF abgeschlossen:

Woanders programmieren via Datex-P

27.02.1981

Da die Entwicklung komplexen Softwaremodule oftmals einen Großrechner für Testzwecke voraussetzt und andererseits unter Umständen mehrere Projekte dieser Art gleichzeitig stattfinden, müssen die damit befaßten Softwareingenieure oft lange Abwesenheitszeiten und der Auftraggeber hohe Spesen in Kauf nehmen. Hier war nun die Idee der Reimann Unternehmensberatung, Hildrizhausen, die Entfernungsunabhängigkeit des Datex-P Dienstes für diese Zwecke nutzbar zu machen, zumal bei solchen Tests oft nur wenige Daten übertragen werden müssen.

Frühzeitig hatten die Reimänner daher bei der Post einen Antrag auf einen Datex-P Hauptanschluß für den eigenen Serie /1-Rechner gestellt und Reimann ist somit auch Mitglied im Datex-P Teilnehmerarbeitskreis des FTZ geworden. Das Ziel war, über Datex-P und mit Hilfe des Serie /1-Rechners unter TSO in einem entfernten Rechenzentrum programmieren und testen zu können.

Diesem Ziel stand aber entgegen, daß die IBM für das erforderliche Betriebssystem EDX (Event Driven Executive) mit der Erweitung CF (Communication Facility-3271-Emulation) keine X.25 Kompatibilität anbot und andererseits die 3270-PAD-Funktion der DBP (Datex-P 32) in jedem Fall nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen würde.

So entschloß man sich bei Reimann zur Anschaffung zweier mikroprogrammierter Protokoll-Konverter von Memotec (Vertrieb in Deutschland über Transfer Data Test GmbH in Landshut) MPAC 4000, die das 3270-BSC-Protokoll in das X.25-Protokoll umsetzen. Hierbei wirkt das MPAC-Gerät bei der /1 als "HOST" und das MPAC-Gerät im Rechenzentrum als "Terminal-Controller".

Beabsichtigt war von Anfang an, einen "Permanent Virtual Call /PVC" zum Rechenzentrum der Neckermann Versand AG in Frankfurt aufzubauen, um dort auf einem Großrechner IBM 3033 (8MB) mit TSO/SPF unter dem Betriebssystem MVS/SE R.2 zu arbeiten.

Ein weiteres Ziel bestand darin, auf diese Weise das Netzverhalten im Fall des 3270-Dialogverkehrs zu beobachten und erste Erfahrungen zu sammeln.

Mögliche Fallstricke

Wie aus der Hard- und Softwarekonfiguration ersichtlich wird stellen entlang der Gesamtstrecke eine Reihe von Schnittstellen eine Vielzahl möglicher "Fallstricke" für einen reibungslosen Datenaustausch dar. So bereitete denn auch zunächst die Schnittstelle zwischen der Serie/1 und dem MPAC-Gerät einiges Kopfzerbrechen. Doch nach Generierung der neuesten Release von CF (Rel. 1.1) und nach "Hochlegen" des "Data Set Ready"-Signals am MPAC-Gerät konnte erstmals im Dezember 1980 das Eröffnungsbild des TP-Service der Neckermann Versand AG in Hildrizhausen auf dem Bildschirm empfangen werden. Ein weiterer Datex-P-Anschluß mit Verwendung des 3270-BSC-Protokolls wurde damit in Betrieb genommen.

Die gegebene Konfiguration des Betriebs der IBM Serie /l (128 KB) mit EDX / CF über Datex-P als 3270-TSO-Terminal gilt als Pilotinstallation in der Bundesrepublik.

Naturgemäß ist die Zeit seit Inbetriebnahme des Services bis heute zu kurz, um grundsätzliche Aussagen zum Netzverhalten und über mögliche Fehlersituationen zu machen. Der Einfluß von Datex-P auf das Antwortzeitverhalten ist ebenfalls noch nicht eindeutig bestimmbar, da sowohl in den MPAC-Geräten, wie auch durch CF in der Serie /1 Umsetzungen beziehungsweise Emulationen durchgeführt werden.

Ab und zu bereiten zur Zeit noch Schwankungen in der Synchronisation der beiden MPAC-Geräte Schwierigkeiten, die unter Umständen zu einem Verbindungsabbruch mit nachfolgendem Restart führen können,

Dennoch kann das Datex-P-Netz schon jetzt von der Unternehmensberatung Peter Reimann GmbH für die Softwareentwicklung von Hildrizhausen aus genutzt werden.

Informationen: Karl Küderle und Dieter Steinle, Peter Reimann Unternehmensberatung GmbH, Falkentorstraße 41, 7031 Hildrizhausen, Telefon 0 70 34/42 40