Kolumne

Wo sind Topmanager mit IT-Know-how?

29.08.1997

Die IT-Abteilung als internen, selbstverantwortlichen Servicebereich zu definieren, ist in den letzten Jahren in Mode gekommen. Management-Theorien (Rückbesinnung auf das "Kerngeschäft"), aber auch Controlling-Aspekte spielen dabei eine Rolle - ebenso das Bedürfnis nach Disziplinierung der arroganten IT-Kollegen.

Warum es so weit gekommen ist, läßt sich erahnen. Die IT-Shops in den Unternehmen waren stets Fremdkörper, resistent gegen jeden Versuch der Integration. Anwender ärgerten sich über eigenbrötlerische DV-Profis, die sich nicht an Projektfristen hielten und dennoch einen Sonderstatus genossen - man war von ihnen abhängig. Die Geschäftsführungen monierten zudem einen außer Kontrolle geratenen Kostenapparat und die Unfähigkeit der Computerspezialisten, einen Return on Investment zu garantieren.

Das Dienstleistungsmodell mag tatsächlich dafür sorgen, daß die Fachbereiche nun freundlicher und kompetenter bedient werden. Und es mag auch dem einen oder anderen Controller behagen, der die Ausgaben nun besser im Griff hat. Allerdings zementiert dieses Modell einen Zustand, in dem die IT-Strategie zu kurz kommt. Das DV-Management hat als Dienstleister lediglich eine Vollstreckerfunktion inne und fühlt sich für strategische Entscheidungen nicht mehr zuständig. Die Geschäftsführungen sind nach wie vor kaum in der Lage, die Möglichkeiten der Informationstechnik in ihre unternehmerischen Visionen einzubeziehen.

Kein Wunder, daß eine enorme Nachfrage nach externer Beratungsleistung zu konstatieren ist. Consultants sollen das informationstechnische Kompetenzvakuum in den Chefetagen füllen. Angesichts der Tatsache, daß die größten Berater jedoch einseitig Produkt-Know-how aufgebaut haben und nun daran interessiert sind, dieses zu vermarkten, ist das Vertrauen riskant.

Letztendlich führt nur ein Weg aus dem Dilemma: Die Topmanager werden sich auf den neuesten Stand der Technik bringen und die Möglichkeiten der Informationstechnik ausloten müssen - nicht nur am Rande ihrer "Kernkompetenz", sondern als Hauptbestandteil des täglichen Geschäfts. Sie müssen ihre Produktionsmittel kennen und richtig einsetzen. Dafür werden sie bezahlt.