Wo man definitiv kein Rechenzentrum bauen sollte

12.07.2007
In Tennessee wird ein staatliches Rechenzentrum von einem Dammbruch bedroht. Außerdem wackelt der Untergrund, denn der Bau wurde auf einer Deponie errichtet. Nebenan fährt die Eisenbahn.

Das Rechenzentrum des US-Staates Tennessee in Nashville galt bei seiner feierlichen Eröffnung vor 20 Jahren als ein "Symbol für die papierlose Zukunft des Staates". Was lag da näher, den 6.500 Quadratmeter messenden Bau auf einer alten Deponie zu erreichten, die mit Papierabfällen angefüllt war? Eingerahmt wird das Gebäude durch einen Fluss und eine Eisenbahnstrecke – die Verbindung traditioneller und innovativer Transportwege war vorbildlich. Ernüchternde Zwischenbilanz: 20 Jahre später ist die Bodenplatte gebrochen und Teile des Gebäudes sind abgesackt.

Der Staat Tennessee plant nun den Bau zweier neuer Rechenzentren für insgesamt 68 Millionen Dollar. Sie sollen auf trockenem und stabilen Untergrund errichtet werden – und nicht in einer Flussniederung. Dabei sollten sich die Offiziellen nicht allzu viel Zeit lassen, denn der Wolf-Creek-Damm im Oberlauf des Cumberland-Flusses hat ein Problem: Laut eines Berichts des US Army Corps of Engineers zählt die Staumauer zu den fünf Konstruktionen landesweit mit dem höchsten Risiko für einen Einsturz. Tatsächlich führt Wolf Creek - das größte Reservoir in den USA östlich des Mississippi - die Liste an.

Das Rechenzentrum "weist beinahe jedes Problem auf, das man sich vorstellen kann", sagt Mark Bengle, der stellvertretende CIO von Tennessee. "Die Standards, nach denen vor 20 Jahren gebaut wurde, haben nichts mehr mit den heutigen Standards für Rechenzentren gemein." Zwar seien der gebrochene Boden und die abgesackten Gebäudeteile nicht dramatisch, berichtet der IT-Experte. Allerdings ist die Belegschaft dazu übergegangen, schwere Geräte im RZ an weniger kritische Stellen umzuziehen.

Die neuen Rechenzentren sind jeweils halb so groß wie die aktuelle Installation, und sie werden knapp 50 Kilometer entfernt errichtet. Jedes RZ kann die benötigte Rechenleistung im Zweifelsfall auch allein erbringen. Die Gegend um Nashville sei im Grunde genommen nicht schlecht, so Bengle: "Schließlich gibt es keine Hurricanes, und Tornados treten nur selten auf." Bleibt die Frage, ob der Damm hält? Wenn es zu einer Katastrophe kommt, wird nicht nur das alte Rechenzentrum ein Opfer der Fluten, sondern auch Teile von Nashville. Hier finden sich noch andere Rechenzentren – speziell im Gesundheitssektor – die vor Jahrzehnten erbaut wurden. (ajf)