Einführung von Business-Software

Wo es bei ERP-Projektleitern und -Herstellern hakt

10.11.2008
Von Reiner Martin

ERP-Hersteller vernachlässigen Referenzprozesse

In Sachen Prozessverständnis haben Anbieter und Anwender stark unterschiedliche Wahrnehmungen. So gaben 80 Prozent der Projektleiter der Softwarefirmen an, Referenzprozesse zu verwenden, während die Anwenderseite weit weniger zustimmte. Meist liegen diese Referenzprozesse nur für wenige Prozesse und in einer ungeeigneten Detaillierung vor, oder es wird gar nur ein Modellierungswerkzeug wie beispielsweise Visio vorgehalten. Ein ernüchterndes Ergebnis, bedenkt man, dass Referenzprozesse für das Projektteam unabdingbar sind, um sich zu orientieren. Anhand solcher Beispiele können Kunden Standardabläufe schnell begreifen und darauf aufbauend individuelle Anforderungen formulieren. Eine Prozessmodellierung, bei der nur die Modellierungskonventionen und Objekte vorgehalten werden, überfordert hingegen das Abstraktionsvermögen und das Zeit- und Kostenbudget der meisten Kunden.

Für die Feinkonzeption zeigte sich ferner, dass unstrukturierten Workshops ohne detaillierte Vorlagen zur Prozessabbildung im ERP-System spätestens bei Inbetriebnahme der Software für böse Überraschungen sorgen. Bei einem derartigen Vorgehen weiß zwar am Ende der Berater, wie er die ERP-Applikation zu konfigurieren hat, die Anwender haben jedoch nach solchen Workshops keine Vorstellung von der Abbildung ihrer Geschäftsprozesse in der neuen Software (siehe auch "ERP-Software hält oft nicht, was sie verspricht").

Methoden und Werkzeuge zur ERP-Einführung

Die MQ Result Consulting AG, eine von ERP-Anbietern unabhängige Management-Beratung, begleitet ERP-Projekte von der Prozessanalyse über die Produktauswahl und Einführungsphase bis hin zur Nutzenoptimierung nach der Inbetriebnahme.

Seine Projekterfahrungen nahm das Unternehmen zum Anlass für die Studie über Methoden und Werkzeuge. Die erste Stufe erschien 2006, der vorliegende zweite Teil der Studie 2007. Sie wurde vom Autor dieses Beitrags wissenschaftlich geleitet, mit Unterstützung von Sebastian Wilhelm, Diplomand der Hochschule für Technik Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) Konstanz.

Weitere Informationen zur Studie finden Sie hier.