Wo der Kunde nicht hinsieht ...

07.05.2003
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Dieses Szenario ist auch im Future Store noch Zukunftsmusik - obschon der Rheinberger Extra-Markt derzeit wohl den technologisch am weitesten entwickelten Kaufladen dieses Planeten darstellt. Wie Hans-Joachim Körber, Vorstandsvorsitzender der Metro AG, betonte, wurden hier erstmals alle informationstechnischen Neuerungen, die der Handel zu bieten hat, auf engstem Raum verwirklicht - mit Unterstützung durch eine ganze Reihe von IT-Anbietern, allen voran SAP und der Chipgigant Intel.

Beide Unternehmen waren auch maßgeblich an der Gründung der „Metro Group Future Store Initiative“ im vergangenen Jahr beteiligt. Deren erklärtes Ziel ist es, so Körber, „die Entwicklung weltweit anerkannter und praktisch anwendbarer technischer Standards im Bereich des Handels voranzutreiben“. Wer sich verdeutlicht, dass weltweit allein 13 Versionen der European Article Number (EAN) existieren und dass für RFID-Nachrichten auf jedem Kontinent eine andere Wellenlänge genutzt wird, weiß, wie viel Arbeit hier noch zu tun bleibt.

Bei der Definition der im Werden begriffenen Normen für eine Supply-Chain-übergreifende Nutzung von Echtzeit-Informationen will die Metro Group ein gewichtiges Wort mitreden. Schließlich beschäftigt sie sich Wolfram zufolge schon seit zweieinhalb Jahren mit dem Thema RFID. Der Future Store diene somit auch der Erprobung und Weiterentwicklung von Spezifikationen, wie sie das am Massachusetts Institute of Technology (MIT) beheimatete „Auto-ID Center“ erarbeitet hat.

Dieser Teil des Projekts fand naturgemäß weniger Medienbeachtung als „Shopping mit La Schiffer“. Doch der Handelskonzern und seine Partner sehen hier mindestens genauso viel Rationalisierungspotenzial wie beim Do-it-yourself der Kundschaft. „Alles, was vorn in technische Neuerungen investiert wird, muss hinten über Einsparungen bei den Prozessen bezahlt werden“, erläuterte Peter Zencke, Vorstandsmitglied der SAP AG.

Auch der Kaufhof testet RFID

Zum konkreten Ausmaß der möglichen Einsparungen wollte sich allerdings noch niemand äußern. „Wir haben hier eine Laborsituation“, begründete Mierdorf das Schweigen. „Sie dient zunächst dazu, ein Gefühl für die Technik und die Kundenakzeptanz zu bekommen.“ Auch auf die Frage nach den Kosten des Projekts schwiegen sich die Metro-Vorständler aus. „Wir quälen unser IT-Department nicht mit einer Wirtschaftlichkeitsrechnung“, warf sich Körber in die Brust. „Denn wir sind überzeugt, dass sich die Technik am Ende rechnen wird.“