IT-Branche

Wo das meiste Geld verschwendet wird

11.03.2011
Von 


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.

Projekte

Ambitionierte IT-Großprojekte sind vom Start weg fehlerbehaftet. 30 bis 70 Prozent von ihnen gehen schief. Die Branche ist übersät mit schlechten Beispielen (siehe auch die nachfolgende Bilderstrecke). Wie die Standish Group in ihrem letztjährigen CHAOS Report schrieb, wird jedes vierte IT-Projekt gar nicht erst abgeschlossen, weil es nicht mehr zu retten ist - die Kosten gehen in die Milliarden.

"Schlechtes Projekt-Management ist mit der größte Kostenpunkt in Unternehmen", so Chris Stephenson, Partner beim Beratungsunternehmen Arryve. Warum? Weil sich Projekterfolge und -misserfolge nicht (richtig) messen lassen und das Management nicht mitzieht: "Viel zu oft, werden IT-Projekte produktives Zutun der einzelnen Abteilungen vom Business zu den Entwicklern zu den Testern bis in den Livebetrieb durchgereicht. Niemand, der das spätere Produkt einsetzen soll, wird um Rat gefragt - jeder macht sein eigenes Ding, womit viel Arbeit doppelt und dreifach anfällt und immer auf andere Art und Weise ausgelegt wird", so Stephenson. Er schätzt, dass die Zeit bis zur Fertigstellung von Projekten, die so und nicht den Regeln nach verschiedene Phasen durchlaufen, doppelt so lang ist wie bei Projekten, in denen von Anfang an alle Beteiligten mit einbezogen werden. Die Kosten seien entsprechend auch doppelt so hoch - außerdem liefen solche Projekte große Gefahr, niemals im Unternehmen angenommen zu werden.

Die Kosten für ein Projekt berechnen sich nicht in erster Linie aus den Ausgaben für die eingesetzte Soft- oder Hardware, sondern aus den Kosten für den Mitarbeiter, der seine Zeit mit einem Projekt verbringt. "Unternehmen müssen herausfinden, welche ihrer laufenden Projekte riskant sind und Gefahr laufen, im Desaster zu enden", rät Curt Finch, CEO des Online-Dienstleisters Journyx, der unter anderem Web-basierende Zeiterfassungssysteme anbietet. "Am besten geht das, indem geschaut wird, wie viel Zeit die Mitarbeiter in bestimmten Projekten verbringen. Gleichzeitig ist zu prüfen, wie weit diese Projekte vorangeschritten sind. Wenn ein Projekt beispielsweise 1000 Personenstunden vorsieht und davon bereits die Hälfte verbraucht wurde, das Projekt aber nur zu 15 Prozent fertig gestellt ist, haben sie in den meisten Fällen ein Hochrisiko-Projekt vor sich - und damit ein Problem."

Um diese bodenlosen Fässer erst gar nicht ins Haus zu lassen, reicht es oft schon, nur den gesunden Menschenverstand einzuschalten. Finch rät: Beginnen Sie niemals mit Projekten, von denen Sie wissen, dass Sie sie nicht abschließen können (so sehr Sie es auch wollen). Starten Sie auch keine drei Projekte gleichzeitig, wenn Ihre Ressourcen nur für die Bearbeitung eines einzigen reichen. Prüfen Sie fortlaufend den Projektfortschritt und den eingebrachten Arbeitsaufwand. Projektmitarbeiter sollten zu regelmäßigen Statusupdates angehalten sein, die der Wahrheit entsprechen und Projektrückstände klar benennen dürfen, ohne persönliche Konsequenzen fürchten zu müssen. "Wenn ein Projekt in Schieflage gerät, das Management das Projekt aber für wichtig hält, sollten weitere Ressourcen dafür freigesetzt werden und nicht sofort die Köpfe rollen."

Dieser Artikel stammt von Dan Tynan von unserer US-Schwesterpublikation Infoworld. (sh)