Wo bleibt das papierlose Büro?

23.02.2006
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Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.

E-Mails werden zum Problem

Ein heißes Thema versprechen das Management und die Erfassung geschäftrelevanter E-Mails zu werden, da Anwender bisher kaum wissen, wie sie sich gegen die E-Mail-Flut wehren können. "Kein Anbieter wird auf Dauer überleben können, wenn er seinen Kunden keine Lösung zur Mail-Verwaltung anbietet", glaubt ECM-Experte Zöller. Laut Manfred Zerwas, Geschäfts- führer von SER Solutions, wünschen sich Anwender ferner, die wichtigen Informationen aus den üblicherweise zu 80 Prozent unstrukturiert vorliegenden Dokumenten automatisiert für Entscheidungsprozesse verdichten und bereitstellen zu können. Dazu muss ECM-Software inhaltliche Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Do- kumenten entdecken können, die von ganz verschiedenen Urhebern stammen. "Die größ- te Herausforderung der IT ist nicht die Informationsflut, sondern der intelligente Umgang mit ihr."

Druck vom Wirtschaftsprüfer

Hinzu kommen Rechtsvorschriften, die einen sorgfältigen und nachvollziehbaren Umgang mit geschäftlichen Unterlagen erfordern. Diese werden vor allem von Wirtschaftsprüfern mittlerweile hartnäckig verlangt. Neben der gewohnten Archivierungspflicht laut Abgabenordnung (AO) und den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung (GoB) müssen sich Firmen künftig um mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit in ihren Geschäftsabläufen kümmern. Stichworte sind hier Basel II, Sarbanes-Oxley Act und die Grundsätze zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler Unterlagen (GDPdU), wobei letztere bisher in der Praxis noch sehr pragmatisch gehandhabt werden.

Richtlinien und Gesetze

Einfluss auf den Einsatz von ECM-Lösungen werden auch EU-Richtlinien wie jene zur umsatzsteuerkonformen elektronischen Rechnungslegung und Archivierung haben. Ferner definiert das Bürgerliche Gesetzbuch zwar keine Aufbewahrungspflichten, trotzdem kann der Anwender in Beweisnot kommen, falls er Dokumente nicht mehr vorliegen hat. Unternehmen sollten daher aus eigenem Interesse aufbewahrungswürdige (geschäftskritische) Dokumente sorgfältig erfassen und archivieren, auch wenn dies nicht vorgeschrieben ist. So sagen heute manche Finanzverwaltungen zurecht, dass E-Mails steuerrelevante Unterlagen enthalten können (Mail mit Reisekostenabrechnung) und daher eigentlich GoB-konform aufgehoben werden müssten.