Gastkommentar

Wo bleiben die Controller?

04.06.1999
Hermann Messmer, Geschäftsführer der Proteam GmbH, Heilbronn

Als der Softwaremarkt noch nicht von global agierenden Anbietern dominiert wurde, waren auch kleine und mittlere Häuser gefordert, die Eignung ihrer Lösungen nachzuweisen. Überall dort, wo ein Softwaregigant den Fuß in die IT-Welt eines Unternehmens gesetzt hat, finden aber inzwischen Auswahlverfahren immer weniger Anwendung.

Dabei bleibt unbeachtet, daß die Anforderungsprofile sehr unterschiedlich ausgeprägt sind - sehr viel unterschiedlicher, als daß sie mit der Zauberformel "Customizing" ausreichend berücksichtigt werden können. Das führt dazu, daß mit dem Argument "Schnittstellen vermeiden", die Prämisse "bestmögliche Eignung" zurückgestellt wird.

Ist die Software für die zu bewältigende Aufgabe nicht optimal geeignet, kommt es zu Effizienzverlusten. Das sollte in der Wirtschaftlichkeitsrechnung, die einer Investitionsentscheidung vorausgeht, berücksichtigt werden. Wenn man schon über die "Total costs of ownership" räsoniert, darf man nicht vergessen, den von der SW-Lösung beeinflußten Leistungsgrad des zukünftigen Arbeitsplatzes zu beleuchten. Hinzu kommt noch der Verlust der wichtigen, mühsam und teuer erarbeiteten Wettbewerbsvorteile, die eine individuell realisierte Lösung bringen würde. Ich frage mich: Wo bleiben in dieser Situation die Con- troller? Sind sie eingelullt von der Erwartung einer Datenflut aus einer hochtransparenten, weil homogenen, DV-Welt? Oder vertrauen sie blind den Aussagen konservativer DV-Chefs, die behaupten "Schnittstellen haben noch nie sauber funktioniert"?

Viele kritisch denkende Unternehmensführer und DV-Leiter haben längst bewiesen, daß sehr wohl das eine getan werden kann, ohne auf das andere zu verzichten.