Funktechnik soll Fälscher und Hooligans entlarven

WM 2006: Transponder-Chips ersetzen Stadionordner

23.01.2004
MÜNCHEN (qua) - Eintrittskarten für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 gibt es nach dem Willen des Organisationskomitees hauptsächlich via Web und nur gegen Angabe der Kreditkartennummer. Zudem werden die Tickets mit einem Transponder-Chip gekennzeichnet.

Fälschern und Spekulanten das Handwerk legen, Hooligans den Zutritt zu den Stadien verwehren - aus diesen Beweggründen heraus haben die Organisatoren der WM 2006 beschlossen, die Eintrittskarten nach einem ausgeklügelten System zu vergeben: Voraussichtlich ab dem ersten Quartal 2005 können Interessenten - ausschließlich über Kreditkarten und vorzugsweise online - zunächst Zertifikate erwerben, die sie dann ein bis zwei Monate vor dem Turnier gegen Papiertickets eintauschen. Durch einen Abgleich der Bestellerdaten mit den Stadionverbotslisten der nationalen Verbände und den einschlägigen Dateien der Sicherheitsbehörden werden auffällig gewordene Krawallmacher ausgefiltert.

Da Hooligans zwar gewaltbereit, aber nicht immer blöd sind, dürften sie allerdings Strohleute vorschicken oder sich auf dem Schwarzmarkt bedienen. Diesen Umweg will der Ticketing-Verantwortliche des Organisationskomitees, Jürgen Domberg, versperren: "Das Ticket ist nicht übertragbar", stellt er klar. Und anders als 2002 soll dieser Anspruch 2006 auch weitestgehend durchgesetzt werden - vor allem dank der Radiofrequenz-Identifizierung (RFID).

Der Handel geht voran

Mit dieser Technik experimentieren derzeit vor allem die großen Handelskonzerne wie Wal-Mart und Metro Group. Die WM-Organisatoren sehen darin, so Domberg, eine "bezahlbare" Lösung für eine sichere und schnelle elektronische Zugangskontrolle. In die Eintrittskarte eingebettet wird ein Transponder-Chip. Er gibt die gespeicherten Informationen durch Übermittlung von Radiowellen preis und soll an den jeweils 60 bis 100 Eingangs-Drehkreuzen der zwölf WM-Stadien ausgelesen werden.

Neben der Kennzeichnung von Spiel und Sitzplatz enthält der Datenträger auch eine Referenz zu den im Ticketing-System gespeicherten Kundendaten, erläutert Domberg. So lasse sich die Übereinstimmung von Besteller und Inhaber der Karte nachprüfen - je nach Anordnung des Innenministeriums (Stichwort: "skalierbare Sicherheit") in Form von Stichproben oder durch flächendeckende Passkontrolle.

Als Projektberater für die technische Gestaltung des Systems fungiert der ausgewiesene WM-2006-Partner Philips Semiconductors. Wie die Organisatoren betonen, ist damit jedoch noch keine Entscheidung für einen Chiplieferanten getroffen. Gemeinsam mit den WM-Städten erarbeiten Philips und das Komitee derzeit ein Konzept, auf dessen Umsetzung sich die Stadionbetreiber verpflichtet haben.

Einigkeit besteht bereits hinsichtlich des Übertragungsstandards: Die für kontaktlose Geldkarten entwickelte ISO-Norm 14443 sieht eine Sendefrequenz von 13,56 Megahertz und einen auf maximal 20 Zentimeter begrenzten Abstand zwischen Chip und Lesegerät vor. Damit hofft Domberg, die Bedenken der Ticket-Käufer und der Datenschützer zu zerstreuen. "Man muss das Ticket aktiv zum Lesegerät bringen", beteuert er.