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WLAN-Roaming statt UMTS?

12.06.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Viele Telefongesellschaften haben ihr Tafelsilber auf den Erfolg von UMTS-Mobilfunknetzen verwettet, doch zunehmend zeichnet sich ein konkurrierendes System für die drahtlose Datenübertragung ab: Wireless-LANs (WLANs) könnten den Mobilfunkern die Schau stehlen. Momentan schießen die so genannten Hotspots für WLANs an Flughäfen, Hotels oder Schnellrestaurants aus dem Boden, allerdings hat die Branche noch ein gravierendes Handicap: von Roaming oder einem übergreifenden Billing sind die Systeme weit entfernt. Dies soll sich jedoch ändern, denn Konzerne wie IBM arbeiten mit Hochdruck an einem "virtuellen WLAN" für Nordamerika, und auch in Europa steigt das Interesse an der Technologie.

Nach einer Untersuchung der Beratungsfirma Pioneer im Auftrag von Big Blue soll die Zahl der Hotspots in den USA von heute 5000 auf 151.000 im Jahr 2008 steigen. Dieses Wachstum und das daraus resultierende Chaos eröffne IBM große Chancen, meint Dan Papes, der bei der Sparte Global Services für drahtlose Dienste zuständig ist: "Daran sind wir ziemlich interessiert." Jemand müsse schließlich die einzelnen Knoten verbinden und dafür sorgen, dass der Betrieb reibungslos läuft und zudem skalierbar ist. Der gegenwärtige Ansatz, nach dem sich vor allem kleinere Firmen um die Pflege einzelner, lokaler Hotspots kümmern, hätte nach Einschätzung von Papes allein wegen der dünnen Kapitaldecke keine Überlebenschance. Ziel des Konzerns ist es, eines Tages auch Sprachdienste über WLANs anzubieten, sobald ausreichend große regionale Netze gespannt sind.

Auch im handyverliebten Europa wächst langsam das Interesse an UMTS-Alternativen. So hat die französische TK-Regulierungsbehörde ART am gestrigen Dienstag verkündet, sie wolle Hotspots im Frequenzband von 2,4 und 5 Gigahertz bis Ende des Jahres genehmigen. Gegenwärtig reglementiert das französische Militär das Spektrum und die Sendeleistung, weshalb WLAN-Geräte dort speziell konfiguriert werden müssen, bevor sie in den Handel kommen. Anfang der Woche hatte zudem das britische Wirtschaftsministerium angekündigt, ähnlich lautende Beschränkungen auf der Insel zum 31. Juli zu lockern. Mit einer europaweiten Harmonisierung der Rahmenbedingungen wäre ein virtuelles WLAN, wie in den USA geplant, dann auch in der Alten Welt möglich. (ajf)