Statt Repeater

WLAN mit Access Point erweitern - so geht's

30.06.2020
Von  , und
Mehr über Hermann Apfelböck erfahren Sie unter http://apfelböck.de.
Thomas Joos ist freiberuflicher IT-Consultant und seit 20 Jahren in der IT tätig. Er schreibt praxisnahe Fachbücher und veröffentlicht in zahlreichen IT-Publikationen wie TecChannel.de und PC Welt.
Thomas Rau ist stellvertretender Chefredakteur PC-WELT Print bei IT-Media. 
Ein WLAN-Access-Point für Funknetz-Clients ist die leistungstechnisch überzeugendere Variante gegenüber einem Repeater. Der Einsatz eignet sich dort, wo die WLAN-Basisstation schwach funkt, aber ein Ethernet-Anschluss vorliegt.

Die Arbeitsweise von Access Points ist einfach: Sie empfangen ihre Netzdaten über schnelles Ethernet-Kabel und funken dann weiter an WLAN-Geräte. Die Preise für Home-taugliche Access Points liegen zwischen 20 und 100 Euro. Viele Geräte, die Sie unter der Bezeichnung Access-Point finden, können auch als Repeater arbeiten - ebenso umgekehrt. Die Rolle eines Access Points kann aber auch fast jeder ausgediente Router problemlos übernehmen.

Ab hier wird gefunkt: Bis zum Access Point laufen die Daten im Kabelnetz. An der gewünschten Stelle versorgt der Access Point die WLAN-Clients.
Ab hier wird gefunkt: Bis zum Access Point laufen die Daten im Kabelnetz. An der gewünschten Stelle versorgt der Access Point die WLAN-Clients.

Da der Access Point lediglich als Schnittstelle zwischen Kabel- und Drahtlosnetzwerk arbeitet, bringt er die WLAN-Clients ohne eigenes Routing in das vorhandene Netzwerk. Die WLAN-Teilnehmer erhalten ihre IP-Adressen nämlich vom zentralen Router und nicht vom Access Point.

Mit dem Access Point TP-Link TL-WA901ND lässt sich die Heimnetz-Reichweite einfach vergrößern.
Mit dem Access Point TP-Link TL-WA901ND lässt sich die Heimnetz-Reichweite einfach vergrößern.
Foto: TP-Link

Access Point: Vom Kabelnetz zum Funknetz

Wenn das Router-Funknetz einen wichtigen Raum nicht abdeckt, dort aber ein Kabelnetz besteht, verwenden Sie an diesem Standort vorzugweise einen WLAN-Access-Point. Ob es sich um eine direkte Ethernetvernetzung handelt oder um eine Powerline-Brücke, die dort ankommt, spielt technisch keine Rolle.

Ein Access Point wie etwa der TP-Link TL-WA901ND (rund 30 Euro) wird über seinen Ethernet-Port per CAT-Kabel mit dem Kabelnetz verbunden. Sobald angeschlossen, lässt sich der Access Point über seine IP-Adresse am PC im Browser konfigurieren.

Der Access Point nimmt sich per Werkseinstellung eine IP, die das Handbuch zusammen mit den Zugangsdaten verrät. Meistens geht es aber einfacher und schneller, wenn man in der Geräteliste des Routers nach dem neuen Access Point sucht - in einer Fritzbox finden Sie die angeschlossenen Netzwerkgeräte zum Beispiel unter "Heimnetz -> Mesh". Wenn Sie die dort angezeigte IP-Adresse im Browser eintippen, erscheint der Anmeldedialog des Access Points. Sorgen Sie dann als erstes dafür, dass das Gerät künftig eine selbst definierte, feste IP erhält. Und geben Sie dem „admin“-Konto unbedingt ein sicheres Kennwort. Ist der Admin-Zugang des Access-Point ab Werk geschützt, finden Sie den passenden Benutzername und das richtige Kennwort im Handbuch.

Das Einrichten des neuen Funknetzes geschieht unter „Wireless“ oder „Drahtlos“ und erfordert die üblichen WLAN-Infos – also einen Netzwerknamen (SSID), den Verschlüsselungstyp (vorzugsweise WPA-Personal) sowie das Zugangskennwort.

Selbstverständlich bieten die dedizierten Access Points auch die Definition von Kanal, Bandbreite und Sichtbarkeit des Funknetzes. Danach können sich mobile Geräte sofort zu diesem neuen Funknetz verbinden oder wahlweise und je nach Standort zur Basisstation. Verwenden Sie daher am besten klar unterscheidbare SSID-Namen für das Router-Funknetz und für dasjenige des oder der Access Points.

Tipp: Die komplexeren Vertreter ihrer Art bieten zahlreiche Optionen, die zum Ausprobieren einladen, aber auch schiefgehen können. Seltener genutzte Access Points können außerdem nach einiger Zeit ohne Stromversorgung unter Umständen ihre Konfigurationsdaten „vergessen“. Nutzen Sie daher in jedem Fall die Möglichkeit, die Einstellungen des sauber konfigurierten Geräts als Datei auf Ihren Arbeitsrechner zu speichern.

So schnell sollte der Access Point sein

Die Datenrate, die ein Access Point per LAN und WLAN liefern sollte, hängt von der Leistung der Geräte ab, die Sie über ihn ins Netzwerk bringen wollen. Entsprechend entscheiden Sie sich für ein Modell mit Gigabit-LAN und 11ac-WLAN, wenn Sie viele Geräte mit hoher Transferleistung anbinden wollen. Im anderen Fall, wenn zum Beispiel lediglich ein älteres Tablet oder Notebook über den AP Zugang zum Heimnetz bekommen soll, genügen auch Fast-Ethernet (100 Mbit/s) für die LAN- und 11n für die WLAN-Verbindung.

TP-Link-Repeater mit LAN-Buchse lassen sich mit einer Menü-Einstellung zum Accesspoint machen.
TP-Link-Repeater mit LAN-Buchse lassen sich mit einer Menü-Einstellung zum Accesspoint machen.
Foto: TP-Link

WLAN-Repeater zum Access Point machen

Viele WLAN-Repeater bringen einen LAN-Anschluss mit: Sie können dann das Gerät an sich auch als Access Point einsetzen - sofern es seine Firmware zulässt - es sollte dann im Repeater-Menü eine entsprechende Option geben: Bei TP-Link-Repeatern klicken Sie zum Beispiel auf das Menü „Modus“ und aktivieren nun „Accesspoint“ statt „Repeater“. Bei einem Fritz-Repeater wie dem AVM 1750E gehen Sie zu „Heimnetz-Zugang –› Zugangsart ändern“ und markieren den Eintrag „LAN-Brücke“. Bei einigen Repeatern wie etwa dem Netgear EX6100 wechseln Sie den Modus einfach über einen Schalter am Gehäuse.

Eine ältere Fritzbox lässt sich über den IP-Client-Modus zum Access Point umwandeln.
Eine ältere Fritzbox lässt sich über den IP-Client-Modus zum Access Point umwandeln.

Router-Recycling als Access Point

In vielen Fällen brauchen Sie gar kein neues Gerät. Oft liegt noch der alte Router eines früheren Providers im Keller, der diese Aufgabe mühelos übernimmt. Schließen Sie diesen Router mit CAT-Kabel an das Kabelnetz an. Dessen Konfigurationsoberfläche erreichen Sie wie üblich über seine IP-Adresse im Browser. Hier stellen seine Funktion als DHCP-Server ab und auch sonst am besten alle Funktionen außer WLAN. Im Übrigen verfahren Sie wie bei einem Neugerät, definieren also SSID, Verschlüsselungstyp und Zugangskennwort. Auch hier empfehlen wir unter „LAN“ (oder einem ähnlich genannten Menü-Punkt) eine feste IP anzufordern, um den Zugang zur Konfiguration zu vereinfachen.

Einige Alt-Router zeigen in der Konfiguration eine explizite Option „Internetzugang über LAN“ oder ähnlich, die Sie aktivieren müssen. Andere Alt-Router lassen in der Konfigurationsoberfläche hingegen jeden Hinweis auf diese Einsatzmöglichkeit vermissen, arbeiten aber trotzdem einwandfrei als Access Points.

In der Oberfläche der Fritz!Box sind die entsprechenden Einstellungen in "Internet -> Zugangsdaten" zu finden. Durch die Aktivierung der Option „Externes Modem oder Router“ sowie "Vorhandene Internetverbindung mitbenutzen (IP-Client-Modus)" lässt sich eine Fritz!Box zum Access Point umrüsten. Gibt es für das ältere Fritzbox-Modell eine Fritz-OS-Version 7 oder höher, können Sie es mit einer aktuellen Fritzbox als Mesh-Repeater verbinden. Dann übernimmt der Access Point für seinen WLAN-Zugang automatisch SSID und Passwort des Haupt-WLANs. Außerdem lässt sich über das Menü des Haupt-Routers seine Firmware aktualisieren. Dazu müssen Sie im Menü der Fritzbox, die als Access Point dienen soll, die Option "Mesh Repeater" aktivieren, die Sie unter "Heimnetz -> Mesh -> Mesh-Einstellungen -> Mesh Betriebsart" finden.

Tipp fürs Heimnetz: Alte Router funken zwar öfters noch mit dem veralteten Standard 802.11g, doch das ist zum Surfen oft ausreichend. Ein zweites kostenloses Aushilfsnetz mit solcher Alt-Hardware, das Sie bei Bedarf einschalten, ist die ideale Lösung für Besucher, die mal schnell mit ihrem Notebook ins Netz wollen, denen Sie aber nicht unbedingt die Zugangsdaten zu Ihrem Hauptnetz überlassen möchten.

Tipp fürs Büro: Bei größeren Büroflächen können Sie mit mehreren Access Points für eine gleichmäßige Versorgung des Funknetzes sorgen. Während es für einzelne Access Points im Heimnetz keine Rolle spielt, von welchem Hersteller das Gerät und der Router stammen, ist es hier vorteilhaft, Geräte desselben Hersteller zu verwenden: Diese unterstützen nämlich meist das Roaming, also mobiles Arbeiten, ohne nach einem Standortwechsel manuell mit einem anderen Access Point verbinden zu müssen.

Das logische Pendant zum Access Point

Auch wenn Sie in Ihrem Netzwerk ausschließlich auf WLAN setzen, kann sich die Situation ergeben, dass Sie doch punktuell eine Ethernet-Anbindung brauchen: Das wird etwa notwendig, wenn Sie einen Netzwerkdrucker verwenden möchten, der kein WLAN, aber einen Ethernet-Port besitzt. Ein weiteres typisches Beispiel wäre ein Linux-Rechner, der eine Kabelverbindung nutzen soll, um einem Treiberproblem mit WLAN aus dem Weg zu gehen.

Während der Access Point ausgehend vom Kabelnetz weiterfunkt, brauchen Sie hier einen WLAN-Empfänger, der die Daten per Ethernet-Kabel weiterschickt. Die Lösung für diese Aufgabe ist ein WLAN-Repeater mit Ethernet-Port. AVM bietet etwa mit dem Fritz WLAN Repeater 450E solche Geräte an. Sie stecken den Repeater einfach am gewünschten Ort in die Steckdose und verbinden damit den Drucker oder PC mit einem CAT-Netzkabel. Anschließend drücken Sie die WPS-Taste am Repeater und anschließend am Router: Nach kurzer Zeit sind die beiden Geräte übers Funknetz verbunden und das kabelgebundene Gerät am Repeater kommt so ins WLAN. (PC-Welt)