Mitarbeiter sind die Stars

Wissensarbeiter brauchen viel Freiraum

27.03.2013
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
IT-Spezialisten akzeptieren am Arbeitsplatz kein straffes Regelkorsett. Außerdem verlangen sie ein ausgewogenes Verhältnis von Arbeits- und Freizeit. Doch die Realität, so zeigt eine aktuelle Studie, sieht anders aus.
Drei Viertel der Beschäftigten wollen keine feste Regel im Job.
Drei Viertel der Beschäftigten wollen keine feste Regel im Job.
Foto: Paulus Nugroho R/Fotolia.com

Zwischen den Ansprüchen von fest angestellten Wissensarbeitern und der Unternehmenswirklichkeit klafft eine große Lücke. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Wissensarbeiter und Unternehmen im Spannungsfeld" von Pierre Audoin Consultants (PAC) und der Deutschen Gesellschaft für Wissensmanagement im Auftrag des Personalvermittlers Hays aus Mannheim. So sehen 74 Prozent der 300 befragten Experten ihren Job nicht mehr an feste Regeln und fest definierte Unternehmensprozesse gebunden. Sie beanspruchen vielmehr eine große Gestaltungsfreiheit (95 Prozent) und flexible Arbeitszeitmodelle (90 Prozent).

Zu wenig gefördert

Zwar fühlen sich 86 Prozent der Befragten in hohem Maße als Experten wertgeschätzt, gleichzeitig aber sieht sich jeder zweite nicht ausreichend gefördert. Dies betreffe auch den fachlichen Austausch über Unternehmensgrenzen hinweg. Mehr als ein Drittel der befragten Fachleute haben hier Defizite ausgemacht.

Gerd Müller, Fiducia: "Das Unternehmen fördert den Wissensaustausch mit externen IT-Experten."
Gerd Müller, Fiducia: "Das Unternehmen fördert den Wissensaustausch mit externen IT-Experten."
Foto: Fiducia

Ähnliches gilt für das Thema Work-Life-Balance. Obwohl gerade die großen Unternehmen Bewerber mit interessanten Arbeitzeitmodellen locken, zeigt die Realität laut Studie ein anderes Bild. Nur 29 Prozent der Befragten können solche Modelle im Alltag nutzen. "Die Bedeutung von Wissensarbeit für einen Hochlohn- und Innovationsstandort wie Deutschland ist mittlerweile unumstritten", erklärt Gabriele Vollmar, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Wissensmanagement. Doch hätten viele Unternehmen die sich daraus ergebenden Konsequenzen noch nicht gezogen.

Den Unternehmen müsste klar sein, wie selbstbewusst die Wissensarbeiter sind. Immerhin würden laut Studie 97 Prozent ihr Know-how als strategische Ressource für ihr Unternehmen einstufen. Ihre Selbstsicherheit zeige sich auch daran, dass 74 Prozent der Befragten meinen, nur schwer durch andere ersetzbar zu sein. "Mehr als die Hälfte ist sogar bereit, die Firma zu wechseln, wenn sie sehen, dass sie sich fachlich nicht mehr weiterentwickeln können", kommentiert Hays-Sprecher Frank Schabel.

Viele denken über Selbständigkeit nach

Neben der Wechselbereitschaft spiele auch der Gedanke, den Schritt in die Selbständigkeit zu gehen, eine große Rolle. Laut Studie setzen sich 40 Prozent der Wissensarbeiter mit Überlegungen dieser Art auseinander. Interessant findet Schabel, dass zwei Drittel der Befragten den regelmäßigen Austausch mit freiberuflichen Wissensarbeitern als produktivitätssteigernd (62 Prozent) ansehen. Ihrer Meinung nach können sie sich dadurch neues Wissen aneignen.

Andreas Stiehler, Principal Analyst bei PAC in Berlin, stimmt Schabel zu: "Die Arbeitgeber müssen begreifen, dass Wissensarbeiter sich ihrer Leistung bewusst sind, entsprechende Forderungen stellen und diese auch erfüllt haben wollen." Seiner Meinung nach muss das hierarchische Denken in den Unternehmen aufhören: "Die Mitarbeiter sind die Stars, nicht das Management, und als solche haben sie ein anderes Umfeld verdient."

Die Ergebnisse der Studie bestätigen auch die Erfahrungen Gerd Müllers, IT-Architektur-Chef der Fiducia AG: "Jedes Unternehmen ist gut beraten, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren." Dazu gehören seiner Ansicht nach angenehme Arbeitsbedingungen, angemessene Gehälter, attraktive Sozialleistungen, ein gutes Betriebsklima sowie die Möglichkeit, Arbeit und Freizeit gut zu vereinbaren. Hier bietet das Unternehmen seit einigen Jahren ein flexibles Arbeitszeitmodell. Darüber hinaus können die Mitarbeiter problemlos mobil arbeiten und sich intern über eine Social-Media-Plattform austauschen.