Umweltschutz als wichtigstes Zukunftsproblem genannt

Wirtschaftsstudenten sind für Anstand im Geschäftsleben

25.05.1990

MÜNCHEN (CW) - Deutsche Wirtschaftsstudenten haben einen ausgeprägten Sinn für moralische und ethische Werte. Das ergab eine kürzlich veröffentlichte internationale Meinungsumfrage.

Daß die Welt, in der sie später einmal leben werden, anders aussieht als ihre Ideale, wissen sie ebenfalls: Sie sind überzeugt, daß in der Privatwirtschaft Korruption nichts Ungewöhnliches ist. Nur ein kleiner Teil will hier mit dem Strom schwimmen. 66 Prozent behaupten, sie würden im Interesse des Erfolgs nicht unmoralisch handeln. Demgegenüber würden von den belgischen Wirtschaftsstudenten 49 Prozent ihre Moralvorstellungen über Bord werfen. Nur die Spanier sind noch anständiger: Dort wollen 82 Prozent der Studenten an ihren moralischen Grundsätzen festhalten.

Die im Auftrag von "Profile'', der Firmenzeitschrift der französischen Unternehmensgruppe CGE, und der internationalen Organisation der Wirtschaftsstudenten (AIESEC) durchgeführte Studie ergab daß die Studenten kein sonderlich gutes Bild vom heutigen Geschäftsleben haben. 46 Prozent der Befragten waren der Ansicht, daß Ethik und Moral in ihm keinen großen Stellenwert besitzen; 31 Prozent glauben daß die Wirtschaft mit ihren Ansätzen zur Selbstkontrolle gescheitert ist.

Es ist deshalb nicht überraschend, daß Umweltschutz und die Eindämmung der Umweltverschmutzung in ihren Augen die wichtigsten Probleme sind, denen sich die Wirtschaft in Zukunft stellen muß. An zweiter Stelle steht die Angst vor einer internationalen Finanzkrise. Auf Platz drei ihrer Sorgenliste rangiert die wirtschaftliche Bedrohung aus Japan.

Die Untersuchung gab auch einen kleinen Einblick in die Persönlichkeit der Befragten. Wenn sie so sind und bleiben wie sie sich sehen, könnten aus den deutschen Wirtschaftsstudenten einmal die angenehmsten Chefs Europas werden: Lediglich 13 Prozent gaben an ihre Karriere rücksichtslos verfolgen zu wollen (bei den britischen Studenten waren es immerhin 30 Prozent). 53 Prozent haben nicht vor, ihre beruflichen Interessen um jeden Preis durchzusetzen. Die meisten nämlich sind überzeugt, es auch anders zu schaffen: 64 Prozent von ihnen glauben, das für den Erfolg notwendige Talent wie auch die nötige Ausdauer zu besitzen.