Informatikprofessor Ulrich Klauck

"Wirtschaftsinformatiker investieren eher in Fortbildung"

11.09.2013
Von 
Peter Ilg ist freier Journalist in Aalen.
Etwa fünf Jahre nach dem Studium ist das Anwendungswissen veraltet, meint Professor Ulrich Klauck, Studiendekan in Informatik an der Hochschule Aalen. Fortbildung tut deshalb Not. Jeder zehnte Informatikstudent in Aalen nutzt das Angebot, bereits während des Studiums Zertifikate zu erwerben.

CW: Die Produktlebenszyklen in der Informatik sind kurz, kürzer als in anderen Industrien. Heißt das: Informatiker müssen sich in kürzeren Abständen fortbilden als andere Berufsgruppen?

Klauck: Ähnlich einem Ausbildungsberuf dauert ein Studium gerade mal drei bis vier Jahre. Nach etwa fünf Jahren veraltet das Wissen, allerdings nicht alles, weil an Hochschulen grundlagenorientiert ausgebildet wird. Das Anwendungswissen veraltet fix. Das gilt für alle High-Tech-Berufe und damit auch für Informatiker.

CW: Nach der Erstausbildung sind Hochschulen als Bildungseinrichtung uninteressant, weil das Fortbildungsangebot gering ist.

Ulrich Klauck ist Studiendekan Informatik an der Hochschule Aalen.
Ulrich Klauck ist Studiendekan Informatik an der Hochschule Aalen.
Foto: Hochschule Aalen

Klauck:Mehr oder weniger ist das so. Wir machen allerdings viel in der Fortbildung. Zum einen können bei uns Studenten während des Studiums Zertifikate erwerben, beispielsweise in IT-Sicherheit, SAP, Software-Entwicklung und -Qualität. Diese freiwilligen Fortbildungen bieten wir gemeinsam mit den Fachgesellschaften zu günstigen Studentenpreisen an. Eine andere Fortbildungsvariante ist die Weiterbildungsakademie an unserer Hochschule.

CW: Wie ist die Resonanz bei den Studenten auf das Angebot, während des Studiums zusätzlich Zertifikatskurse zu belegen?

Klauck: Bei Fortbildungen im Bereich der Softwaretechnik nehmen pro Jahr rund ein Dutzend Studierende das Angebot an. Im Fachbereich Wirtschaftsinformatik legen etwa 20 Teilnehmer pro Jahr in SAP ERP eine Zusatzprüfung ab. Diese Zielgruppe ist eher bereit, in Fortbildung zu investieren, im Vergleich zu reinen Informatikern. Wir haben 50 Absolventen pro Jahr.

CW: Wie wichtig ist eine Abschlussprüfung am Ende einer Fortbildung? Muss sie immer mit einem Zertifikat enden?

Klauck: Eigentlich nicht, aber für eine Bewerbung ist der Beleg einer bestandenen Prüfung viel mehr wert als die bloße Teilnahmebescheinigung an einem Fortbildungskurs.

CW: Gibt es Kurse, von denen Sie sagen würden, die sollte jeder Informatiker besucht haben?

Klauck: Softwareentwicklung ist ein ganz zentrales Thema im Informatikstudium und viele Absolventen haben im Job damit zu tun. Wenn bei Informatikern ein Zertifikat sein muss, dann für Softwareentwicklung und -qualität. Für Wirtschaftsinformatiker ist ein SAP-Zertifikat viel wertvoller. Die Tätigkeit bestimmt, welches Zertifikat hilfreich ist.

CW: Wie bilden Sie sich als Professor fort?

Klauck: Für einen Professor ganz typisch: ich lehre und forsche in meinem Fachgebiet, der Bildverarbeitung und Mustererkennung, und ich gehe auf Kongresse. Durch Dritt- und Haushaltsmittel bin ich in der Lage, die Veranstaltungen für mich zu finanzieren.

Ulrich Klauck, 54, hat in Heidelberg und Heilbronn medizinische Informatik studiert und promoviert. Anschließend war er drei Jahre in der Industrie tätig. Mit 36 wurde er Professor an der Hochschule Aalen. Seit 2009 ist er Studiendekan im Studiengang Informatik.