Fokus auf die produzierende Industrie

Wirft Baan im Kampf gegen SAP das Handtuch?

14.04.2000
MÜNCHEN (CW) - Zeitungsberichten zufolge hat Baan den Mehrfrontenkrieg gegen die SAP aufgegeben. Man wolle sich nach Angaben einer Sprecherin künftig "deutlicher positionieren".

Der Schwerpunkt soll wieder ganz auf die ERP-Software gelegt werden, so Baans Marketing-Leiterin Katrina Roche gegenüber der "Financial Times". Darüber hinaus will sich der Softwareanbieter auf Lösungen für die produzierende Industrie, mit "Triton" die einstige Keimzelle der Holländer, konzentrieren: "Ohne klaren Fokus sind wir nicht wettbewerbsfähig", so Roche. SAP alles nachmachen zu wollen habe sich als Fehler entpuppt.

Allerdings plant das Unternehmen nicht, einzelne ERP-Komponenten vom Markt zurückzuziehen. Dies bekräftigte die deutsche Baan-Sprecherin Susanne Melchior und widersprach damit Andeutungen in der "Financial Times", die einen teilweisen Rückzug der Niederländer im Kampf gegen SAP nahe gelegt hatten: "Wir werden weiterhin alles anbieten", so Melchior.

Ferner bestätigte Melchior gegenüber der CW Pläne, dass die Baan-Division Aurum bis zum Ende des Jahres an die Börse gebracht werden soll. Nach Ansicht von Beobachtern kann das Unternehmen, das 1997 von Baan übernommen worden war, einen Wert von rund 1,5 Milliarden Dollar erzielen. Das Portfolio von Aurum, insgesamt verbergen sich vier Firmen hinter der Marke, setzt sich aus Lösungen für das Customer-Relationship-Management (CRM) zusammen. Allerdings droht hier für Baan ein Wechsel vom Regen in die Traufe, denn mit Siebel regiert ein Unternehmen den CRM-Markt, dessen Position vergleichbar mit SAPs Stellung im ERP-Umfeld ist. Ein konkreter Restrukturierungsplan soll nach Aussage der Baan-Sprecherin Melchior zusammen mit dem ersten Quartalsergebnis des Geschäftsjahres am 20. April bekannt gegeben werden - voraussichtlich steht die siebte Periode in Folge mit roten Zahlen ins Haus.