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Wird Marconi es packen?

14.11.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die jüngsten Zahlen von Marconi lassen die Zukunft des britischen Netzwerkausrüsters düster erscheinen. Das Unternehmen meldete für sein erstes Geschäftshalbjahr 2001/2002 einen Umsatzrückgang von 19 Prozent auf umgerechnet 4,2 Milliarden Euro. Aufgrund hoher Sonderbelastungen verbuchte Marconi einen Nettoverlust von 8,3 Milliarden Euro. Schuld an dem schlechten Ergebnis waren neben einem Auftragsrückgang vor allem die drastischen Goodwill-Abschreibungen für die Akquisition der US-Firma Fore Systems. In den ersten sechs Monaten des vergangenen Geschäftsjahres lag das Defizit noch bei 325,8 Millionen Euro.

In seinem Kerngeschäft mit Netzwerk-Equipment musste Marconi einen Umsatzeinbruch von 41 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro hinnehmen. Die Glasfaser-Division des Unternehmens nahm mit 584,5 Millionen Euro 43 Prozent weniger ein als noch in der vergleichbaren Vorjahresperiode. Einige Analysten sehen in diesen Zahlen Anzeichen dafür, dass Marconi wertvolle Marktanteile an den französischen Konkurrenten Alcatel abgeben musste.

Gebeutelt ist der britische Hersteller zudem durch seinen enormen Schuldenberg, der seit März 2001 von 5,2 auf sieben Milliarden Euro angewachsen ist. Marconi wiederholte sein Ziel, seine Schulden bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres auf 4,4 bis 5,2 Milliarden Euro zu reduzieren. Derzeit führe man Kreditverhandlungen mit mehreren Banken. Marconis Bargeldreserve von rund zwei Milliarden Euro könnte dem Unternehmen einigen Analysten zufolge zu einer besseren Verhandlungsposition verhelfen.

Trotz allem sind einige Marktexperten skeptisch, was die Zukunft des Netzwerkausrüsters anbelangt. Die jüngsten Zahlen sprechen ihrer Meinung nach dafür, dass die TK-Gesellschaften aufgrund von Marconis hoher Schuldenlast derzeit davor zurückschrecken, bei dem britischen Ausrüster einzukaufen. Ein Analyst von Dresdner Kleinwort Wasserstein glaubt nicht daran, dass Marconi es alleine schaffen wird.

Marconi-Chef Mike Parton wies den Vorwurf zurück, das Unternehmen verliere Kunden. Man könne lediglich von einem reduzierten Investitionsvolumen sprechen. Parton gab zu, dass Marconi in Bezug auf den Umsatz Marktanteile an Alcatel verloren habe. Insgesamt sei der Konzern jedoch von der TK-Krise früher getroffen worden als der französische Konkurrent. Parton rechnet nicht damit, dass sich die Marktsituation innerhalb der kommenden 18 Monate verbessert. (ka)