Wird ebXML globaler B-to-B-Standard?

21.06.2001
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

IBM hält sich alle Optionen offen

Einen Mittelweg zwischen Eigenentwicklung und Warten auf den umfassenden Standard ging das Oasis-Mitglied IBM, das einen Vorschlag zur Definition und Umsetzung elektronischer Kontrakte in das Konsortium einbrachte. Diese Trading Partner Agreement Markup Language (tpaML) dient der Arbeitsgruppe "Trading Partners" als Grundlage für ihre Tätigkeit und sollte deren Arbeit beschleunigen. IBM gibt sich sonst in Sachen ebXML eher zurückhaltend und setzt bei der Produktentwicklung, beispielsweise dem Applikations-Server "Websphere" und der DB2-Datenbank, vornehmlich auf Soap, UDDI und WSDL.

Insgesamt sehen einige Beobachter trotz der Überlappungen zwischen den Web-Services und ebXML auch viele sich ergänzende Funktionen. So befürwortet Sun-Mitarbeiter und XML-Miterfinder Jon Bosak Soap und UDDI besonders für einfache Dienste, komplexere Transaktionen werden aber nach seiner Meinung stärker ebXML in Anspruch nehmen. David Webber und Anthony Dutton von XML Global Technologies sehen den Hauptunterschied zwischen den beiden Initiativen vornehmlich darin, dass sich UDDI aufgrund seiner vorwiegenden Middleware-Funktionalität in erster Linie für die Einbindung von Unternehmen in virtuelle Marktplätze eigne, während ebXML die B-to-B-Integration generell zu standardisieren versuche.

Keine Rivalität mit Rosetta Net

Die Überschneidungen von ebXML mit den Web-Services hat für die UN-gestützte Initiative besondere Bedeutung, weil sich um Letztere bereits zahlreiche große Hersteller scharen. Darüber hinaus stellt sich aber noch die Frage, in welchem Verhältnis ebXML aufgrund seines weit reichenden Anspruchs zu anderen Initiativen für den elektronischen Handel steht. Weniger Reibungsflächen gibt es zwischen ebXML und Rosetta Net, einem Konsortium von mehr als 400 IT-Firmen und Halbleiterproduzenten. Dieses will für seine Industrie einen E-Business-Standard etablieren und hat daher im Gegensatz zu ebXML eine stärke vertikale Ausrichtung. Es bereitet Rosetta Net daher keine Probleme, für Geschäftsdaten eigene Formate zu vereinbaren und für deren Austausch Basistechnologien von ebXML zu nutzen. Deshalb gab die Herstellervereinigung Ende April ihre Unterstützung für die Messaging-Spezifikation von ebXML bekannt.

Keineswegs als Ergänzung, sondern als direkte Konkurrenz zu ebXML gilt Microsofts Biztalk. Die Gates-Company will damit ebenfalls eine möglichst weithin akzeptierte Plattform für elektronische Geschäftsabläufe etablieren. Aufgrund seiner Marktmacht konnte der Desktop-Monopolist eine Reihe von Herstellern auch für dieses Vorhaben gewinnen. Die Entwicklung des Repositorys und der dazugehörigen Spezifikationen gingen Hand in Hand mit der Programmierung dazu passender Software, allen voran dem "Biztalk Server". Gegenüber ebXML kann Microsoft mit einem erheblichen Entwicklungsvorsprung aufwarten. Es wird sich zeigen, ob ebXML diesen durch die Unterstützung zahlreichen Firmen und Organisationen wettzumachen vermag.