Wirbel im McAfee-Management

17.10.2006
CEO George Samenuk tritt wegen eines Aktienoptions-Skandals zurück, President Kevin Weiss wurde gefeuert.

Die Untersuchungen wegen der fragwürdigen Methoden bei der Vergabe von Aktienoptionen haben bei dem Sicherheitsspezialisten McAfee zu drastischen Konsequenzen geführt: Mit sofortiger Wirkung wurde President Weiss an die Luft gesetzt. CEO und Chairman Samenuk zog von sich aus die Notbremse und legte seine Ämter nieder. Der Manager äußerte sein Bedauern darüber, dass einige der "Aktienoptionsprobleme" unter seiner Aufsicht aufgetreten seien. Er bezeichnete seinen Rücktritt als "im besten Sinne für das Unternehmen, seine Aktionäre und Angestellten".

McAfee kauft Onigma

Ungeachtet der Unruhen im Management macht der Sicherheitsspezialist erneut mit einer Akquisition von sich reden: Diesmal übernimmt der amerikanische Hersteller die israelische Company Onigma Ltd. für 20 Millionen Dollar. Der Deal bringt McAfee in den Besitz von Software, die den Verlust von Daten in Unternehmen verhindern soll. "Flowcontrol" soll insbesondere das unerlaubte Verschicken von Informationen via E-Mail oder sonstigen Kommunikationsprogrammen sowie das Kopieren auf mobile Datenträger kontrollieren beziehungsweise unterbinden. Wie es heißt, will McAfee dieses Produkt in einer eigenen Version unter dem Namen "Data Loss Prevention Solution" im ersten Quartal 2007 auf den Markt bringen. Außerdem sei geplant, die Software bis zur Jahresmitte 2007 in die Management-Lösung "ePolicy Orchestrator" zu integrieren.

Die Zahl der McAfee-Akquisitionen in diesem Jahr steigt damit auf vier: Im April schluckte der Hersteller den Anbieter Siteadvisor, im Juni Preventsys. Anfang Oktober folgte dann die Übernahme von Citadel Software.

Fuller wird Interims-CEO

Bis ein endgültiger Nachfolger für Samenuk gefunden ist, übernimmt der frühere Borland-Chef Dale Fuller als Interims-CEO bei McAfee das Ruder. Fuller war erst im Januar neu in den Verwaltungsrat gekommen. Das Gremium hat ein Unterkomitee gebildet und dieses mit der Suche nach einem neuen CEO beauftragt. Sowohl interne als auch externe Kandidaten sollen für den Posten in Frage kommen. Fuller zufolge lassen sich seine Chancen, den CEO-Posten dauerhaft zu übernehmen, noch nicht abschätzen. Gleichzeitig übernimmt der Manager auch den Posten des geschassten Weiss. Samenuks Amt im Verwaltungsrat tritt Charles Robel als Non-Executive Chairman an. Robel gehört dem Verwaltungsrat seit Juni 2006 an. Von 2000 bis 2005 war er Chief Operating Officer (COO) bei Hummer Winblad Venture Partners.

Die Personalrochaden sind die Folge einer internen Untersuchung, die McAfee im Zuge des laufenden Aktienoptionsskandals angeordnet hatte. Wie in vielen anderen US-Unternehmen wurden wohl auch bei McAfee Aktienoptionen zurückdatiert, um den begünstigten Managern höhere Gewinne zukommen zu lassen.

Das kalifornische Unternehmen geht nun davon aus, seine Bilanzen der vergangenen zehn Jahre korrigieren zu müssen. Man rechne damit, dass zusätzliche Aufwendungen in Höhe von 100 bis 150 Millionen Dollar in die Bücher aufgenommen werden müssten.

Weitere Maßnahmen im Topmanagement des Herstellers seien nicht geplant. Fuller äußerte sich zuversichtlich, dass die Geschäftsabläufe nicht beeinträchtigt würden. (ave)