Breitband für Alle

Wir wollen keine Staatssubventionen

02.02.2009
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Der flächendeckende Glasfaserausbau ist momentan nicht finanzierbar

CW: Aber setzen Sie mit Funk am Beginn des Glasfaserzeitalters nicht auf Steinzeittechnik?

GRÜTZNER: Nein, wer bei 3 Mbit/s von Steinzeittechnik redet, redet das kaputt, was machbar ist. Und wenn wir es in Deutschland schaffen, immer von dem zu reden, was wir übermorgen haben wollen, und nicht das tun, was wir heute haben können, dann begehen wir einen massiven Fehler - und den schon viel zu lange. Wir sollten endlich versuchen, das zu tun, was wir können. Glasfaser auf dem Land wird es geben. Nach meiner Vorhersage sogar eher als in jeder Stadt, aber das ist in zwei oder drei Jahren nicht getan. Das ist aber auch nicht erforderlich, da die von den Kunden nachgefragten Bandbreiten für die heutigen Anwendungen nicht so hoch sein müsen wie das, was die Unternehmen derzeit schon teilweise anbieten. Dies geschieht oft auch aus Werbezwecken und um Kunden zu binden. Dass wir heute bis zu 25 Mbit/s anbieten, bedeutet nicht, dass diese Geschwindigkeiten wirklich von jedem gebraucht werden.

CW: Aber haben Sie heute - während der Finanzkrise - nicht die einmalige Chance, sich den bundesweiten Glasfaserausbau mit 40 bis 50 Milliarden Euro subventionieren zu lassen?

GRÜTZNER: Kein Mensch kann sich 40 bis 50 Milliarden Subventionen für den Glasfaser-Breitbandausbau leisten. Das ist nicht notwendig, und wir wollen das auch nicht. Die TK-Wirtschaft muss das tun, was Wirtschaft und Bürger benötigen. Wenn die Bürger diese Bandbreiten wünschen, dann werden sie auch dafür bezahlen. Künstlich Geld in einen Ausbau zu pumpen, der vom Bürger nicht nachgefragt wird, ist möglicherweise eine Investition zur Unzeit. Investiert man zu früh, dann investiert man zu teuer. Und wenn wir zu teuer investieren, sind wir mit dem Ausland genauso wenig konkurrenzfähig, als wenn wir zu spät investieren. Wenn wir die jetzige Phase nutzen, um flächendeckend in Glasfaser zu investieren, dann lösen wir uns von den volkswirtschaftlichen Zusammenhängen. Das ist weder gut noch gesund. Wir wollen keinen subventionierten TK-Markt, sondern einen, der sich selbst trägt. Das muss das Ziel sein. Alles andere sind Strohfeuer. Zudem können Sie kein Netz bauen, ohne hinterher auch den entsprechenden Content zu haben. Und wenn ich das Programm der Regierung analysiere, dann sind die Ziele und Fristen darin sehr ambitioniert. Es ist nicht Aufgabe des Staates vorher zu sagen, wie viel Mbit/s der Bürger braucht.

CW: Da wird Ihnen aber der Bürger, speziell die Generation Warcraft, etwas anderes erzählen.

GRÜTZNER: Dann sollen sie die Bandbreite auch bezahlen.

CW: Da schweigt diese Generation dann.

GRÜTZNER: Daher müssen wir mehr aus dem Cash flow ausbauen und nicht zusätzlich Milliarden Schulden machen ohne zusätzliche Einnahmen zu generieren..

CW: Bleiben wir beim Bezahlen. Wo würden Sie den mobilen Internet-Anschluss im ländlichen Raum preislich ansiedeln?

GRÜTZNER: Wir werden uns, egal welche Technik wir einsetzen, nicht stark von den bisherigen Internet-Tarifen differenzieren. Schließlich kostet auch eine Funktechnik Geld. Und wenn man auf dem Land ein paar Vorteile wie eine günstigere Miete hat, dann sind die Verbraucher vielleicht auch bereit, für den Internet-Zugang fünf Euro pro Monats-Flatrate mehr zahlen, weil die Technik aufwendiger ist. Das sind aber keine Differenzierungsmerkmale, die für ernsthafte Bauchschmerzen sorgen sollten, denn insgesamt lebe ich auf dem Land immer noch günstiger. Preissprünge von zehn bis 20 Euro wird es eher nicht geben - eventuell jedoch etwas weniger Bandbreite als in der Stadt.

CW: Was sind für Sie im ITK-Bereich die interessantesten Zukunftstechnologien?

GRÜTZNER: Hier muss ich leider passen, denn ich bin kein Techniker oder technischer Visionär. Ich denke, dass Touchscreens eine immer wichtigere Rolle spielen werden. Aber gehen wir doch auf einfach auf die CeBIT, dort können wir uns das alles ansehen.