Interview

"Wir wollen die Spreu vom Weizen trennen"

27.08.1999
Mit Volker Link, Präsidiumsmitglied von Eutelco, dem neugegründeten Verband der unabhängigen Telekommunikationsberater, sprach CW-Redakteur Martin Seiler

CW: Wo sehen Sie Bedarf für einen Verband von TK-Beratern?

LINK: Der Markt für TK-Consulting ist mittlerweile nahezu unüberschaubar. Zu unseren Zielen gehört, hier bestimmte Qualitätsstandards einzuführen. Es gibt in Deutschland über 1000 Unternehmen, die TK-Beratungen anbieten, aber aus unserer Sicht sind diese nicht alle in der Lage, seriöse Hilfestellungen zu geben. Mit der Definition eines rigorosen Qualitätsstandards wollen wir die Spreu vom Weizen trennen: Nur wer diese Kriterien dann hundertprozentig erfüllt, wird in den Verband aufgenommen.

CW: Und die Eutelco-Mitglieder können sich so auf elegante Art die Konkurrenz vom Hals halten...

LINK: Nein, darum geht es nicht, denn der Markt für das TK-Consulting ist auch so noch immer groß genug. Außerdem sind die meisten hier vertretenen Firmen nicht bundesweit aktiv, sondern regional aufgestellt, so daß Konkurrenz eigentlich kein Thema ist. Uns liegt vielmehr daran, Kunden eine Orientierungshilfe zu geben. Wir wollen uns keineswegs abgrenzen, sondern möglichst viele Beratungsunternehmen ermutigen, dem Verband beizutreten. Das sorgt auch für ein größeres Gewicht gegenüber Lieferanten und Carriern.

CW: Eines der Ziele des Verbandes soll die Schaffung von Transparenz im Markt sein - wie wollen Sie das erreichen?

LINK: Indem wir etwa Informationen über den TK-Markt oder neue Technologien leichter zugänglich machen, beispielsweise über www.eutelco.org, die Web-Seite des Verbandes. Wir wollen aber auch Marktstudien erarbeiten und uns in Kooperation mit Universitäten darum bemühen, daß das Berufsbild des TK-Consultants stärker Berücksichtigung findet.

CW: Gibt es da ein Problem?

LINK: Momentan herrscht hier ein enormer Nachholbedarf, denn diese spezielle Ausbildung wird an Unis und Fachhochschulen nur sehr zögerlich angeboten. Im Bereich TK-Consulting werden Fachkräfte stark nachgefragt, aber das Angebot an qualifizierten Mitarbeitern hinkt hinterher.

CW: Stichwort Sprach-Daten-Integration: Wie sehen Sie die Situation hierzulande?

LINK: Der deutsche Markt ist noch sehr konservativ: Einerseits gehen die Lieferanten von sich aus wenig innovative Wege, die Kunden neigen andererseits meist aus mangelndem Wissen dazu, herkömmliche Sprachübertragungslösungen einzusetzen.

CW: Wie kann dem abgeholfen werden?

LINK: Indem man mehr Bewußtsein dafür schafft, welche Anwendungen im Hinblick etwa auf Computer-Telefonie-Integration (CTI) sich bereits heute realisieren lassen oder wie sich durch innovative Technologien die telefonische Erreichbarkeit im Unternehmen verbessern läßt.

CW: In der Praxis ist das noch kein Thema?

LINK: Leider nein. Es wird viel darüber geschrieben und geredet, aber konkret geschieht noch viel zuwenig.

CW: Sehen Sie diese Zögerlichkeit als ein typisch deutsches Problem?

LINK: Das kann ich so nicht sagen. Es hängt aber viel damit zusammen, daß einfach das Know-how fehlt. Beispiel TK-Unternehmen: Sie sind auf die Sprachübertragung spezialisiert. Bei der Konvergenz sind aber andere Aspekte wichtiger, also brauchen sie auch Mitarbeiter mit einer anderen Ausbildung. Da hapert es noch an vielen Stellen.

CW: Die Produkte stehen aber doch zur Verfügung?

LINK: Schon, aber die müssen natürlich an die jeweiligen Bedürfnisse des Anwenders angepaßt werden. Da hier schnell Probleme entstehen können, gehen viele dies nur sehr zögerlich an.

CW: Wie sehen Sie den deutschen TK-Markt anderthalb Jahre nach Beginn der Liberalisierung?

LINK: Die Öffnung hat sich gelohnt: Die Preise sind dermaßen in den Keller gepurzelt, daß sich etwa Verfahren wie Internet-Telefonie allein der Kosten wegen überhaupt nicht rentieren.

CW: Aber reicht das aus? Wird es jetzt nicht langsam Zeit für neue Services?

LINK: Es stimmt, das allein kann es nicht gewesen sein. Jetzt müssen dem Kunden Mehrwertdienste und innovative Lösungen angeboten werden. Es gibt aber Anzeichen, daß sich etwas bewegt. Allerdings sind wir nunmehr an einem Punkt angelangt, wo eine Konzentration einsetzt. Der Markt beruhigt sich allmählich, die Reihen der Anbieter lichten sich. Gleichzeitig werden aber neue Player hinzukommen, die bislang nur im Datengeschäft aktiv waren.