Interview

"Wir wollen das Markengeschäft forcieren"

19.05.2000
Mit Walter Deppeler, dem neuen Deutschland-Chef der Acer Computer GmbH, sprach CW-Redakteurin Kriemhilde Klippstätter

CW: Sie sind nicht nur Geschäftsführer von Acer in Deutschland, sondern auch europaweit für das Marketing der Company zuständig. Bedeutet das eine Änderung der Firmenstrategie?

Deppeler: In der Vergangenheit waren wir sozusagen nach dem Client-Server-Prinzip aufgestellt, sowohl in Europa als auch weltweit. Acer hatte ja immer einen relativ starken Fokus auf das OEM-Geschäft gelegt. Was sich jetzt geändert hat, ist, dass Acer stärker selbst als Hardwarehersteller auftreten wird.

CW: Gilt die neue Strategie weltweit?

Deppeler: In Japan und den USA werden wir weiter auf das OEM-Geschäft setzen, weil wir dort ja sehr starke Partner haben. In Asien haben wir als taiwanisches Unternehmen schon eine relativ gute Position im Markengeschäft, die wir hoffen, ausbauen zu können. Insbesondere erwarten wir uns von der Öffnung des chinesischen Marktes einen deutlichen Zuwachs.

CW: Was geschieht in Europa?

Deppeler: In der Vergangenheit lag die Entscheidung darüber, welche Marketing-Strategie verfolgt wird, beim jeweiligen Landesfürsten. So hat der eine auf PCs gesetzt, der andere auf Notebooks und der dritte vielleicht auf Peripherie. Das hat zu unterschiedlichen Aufbauorganisationen und Abläufen geführt.

CW: Und jetzt wird zentralisiert?

Deppeler: Der europäische Markt wird in naher Zukunft auch landesübergreifend funktionieren, und durch den Euro werden auch die Preise transparenter werden. Wenn man paneuropäische Kunden betreut, dann muss man denen ein einheitliches Angebot machen, mit generellen Regelungen für Service und Support sowie Garantiezeiten.

CW: Wie lässt sich Ihre Strategie beschreiben, mit der Sie in Europa Marktanteile gewinnen wollen?

Deppeler: Unser Slogan heißt: We hear you. Die Strategie sieht vor, dass wir kundenzentriert operieren. Das betrifft die Endkundenzielgruppen und die Partner. Zusätzlich wird es zur Stärkung der Marke Acer Imagekampagnen geben.

CW: Weltweit unterhält Acer eine sehr enge Kooperation mit IBM. Es wird behauptet, dass ein Drittel Ihres gesamten Umsatzes aus dem OEM-Geschäft mit Big Blue stammt.

Deppeler: Mit IBM arbeiten wir auf vielen Gebieten zusammen. Dazu gehören Technologieaustausch und Produktionsabkommen. Effektive Zahlen geben wir nicht weiter. Man kann sich vorstellen, dass gewisse Allianzen nur auf bestimmte Märkte beschränkt sind. Es wäre beispielsweise keine gute Idee, wenn Acer versuchen würde, sagen wir Compaq oder Dell im Heimatmarkt zu attackieren.

CW: Ihr Firmenchef Stan Shih hat schon vor Jahren prophezeit, dass man zum Überleben zu den Top Five gehören muss. Das hat meines Wissens Acer im vergangenen Jahr weder in Deutschland noch in Europa noch weltweit erreicht.

Deppeler: Das hängt von der Betrachtungsweise ab. Top Five ist das Ziel im Markengeschäft. Rechnet man die OEM-Umsätze hinzu, sind wir gut positioniert.

CW: Wie sehen Ihre Pläne für Deutschland aus? Welchen Umsatz wollen Sie erreichen?

Deppeler: Bis zum Jahr 2002 soll der Umsatz eine Milliarde Mark betragen.

CW: Wo steht Acer Deutschland derzeit?

Deppeler: 1999 erzielten wir 410 Millionen Mark Umsatz.

CW: Was ändert sich beim Vertrieb?

Deppeler: Wir wollen in Zukunft Marketing, Verkauf, Service und Support stärken. Dazu soll es für die einzelnen Händlerkanäle spezielle Programme geben. Auf der logistischen Ebene suchen wir eine stärkere Zusammenarbeit mit großen Distributoren. In Ländern, wo wir derzeit fünfhundert Händler selbst beliefern, wollen wir uns auf das Marketing konzentrieren und dafür mit ein, zwei Distributoren kooperieren und nicht mehr direkt liefern.

CW: Wie sehen die Pläne für das Online-Geschäft aus? Welche Aktivitäten gibt es schon, welche sind geplant?

Deppeler: Im Moment sind wir da noch nicht so weit wie der Wettbewerb. Wir prüfen derzeit die Möglichkeiten für E-Marketing und streben ein Konzept an, mit dem wir unseren Partnern E-Verkaufslösungen anbieten können. Wir wollen auch über das Internet nicht an den Endkunden verkaufen.

CW: Wie sehen Acers Business-zu-Business-Aktiviäten aus? Können Distributoren online bestellen?

Deppeler: Noch nicht, das soll integriert werden.