Wir wollen 1994 break-even abschliessen CW: Wie beurteilen Sie Digitals Verkauf des Olivetti-Aktienpakets?

16.09.1994

Piol: Die Verbindung zwischen DEC und Olivetti, die durch die Beteiligung und die Zusammenarbeit auf technischem Gebiet frueher doppelt ausgelegt war, beschraenkt sich nun auf letzteres. DEC versucht ja seit einiger Zeit zu de-investieren, um sich Kapital zu verschaffen. Sie wissen, dass das Festplattengeschaeft und die Datenbank verkauft wurden.

CW: Fachleute waren aber doch verwundert darueber, dass sich kein anderer Partner fuer das Aktienpaket fand und DEC mit Verlust am offenen Markt verkaufen musste.

Piol: Investoren lassen sich nicht wie in einem Puzzle austauschen: Ich nehme ein Teil heraus und ersetze es durch ein anderes. Digital wollte damals durch die Beteiligung an Olivetti die Geschaeftsbeziehung festigen. Nun kann ich nicht einfach einen anderen Investor an diese Stelle setzen.

CW: Digital hat viel Geld bei dieser Aktion verloren.

Piol: Sie haben sich den unguenstigsten Zeitpunkt zum Verkauf herausgesucht. Im August ist der italienische Aktienmarkt immer in einer Depression. Hinzu kommt, dass in Italien derzeit viel Polemik gegen unsere Regierung gefuehrt wird, und das drueckt die Aktienkurse nach unten.

CW: Sie haben kuerzlich einen grossen Auftrag fuer den Aufbau eines zweiten zellularen Telefonnetzes in Italien erhalten.

Piol: Ja, aber das endgueltige Abkommen wird erst Ende September, Anfang Oktober unterzeichnet werden. Bis dahin sollten alle Fragen ueber Patent- und Lizenzkonzepte geklaert und die Spielregeln definiert sein.

CW: Das Geschaeft mit der Telekommunikation wird allgemein als zukunftstraechtig, aber auch als sehr kostenintensiv angesehen.

Piol: Tatsaechlich fallen grosse Kapitalinvestitionen an. Deshalb haben wir in das Konsortium auch Firmen mit dicker Brieftasche aufgenommen. Olivetti wird nur etwa 35 Prozent des Aufwands zu tragen haben, aber die Kontrolle uebernehmen.

CW: Wann soll das erste Geld an Olivetti zurueckfliessen?

Piol: Der Finanzplan sieht vor, dass wir innerhalb des Konsortiums die Geschwindigkeit zwischen Investition und Gewinn synchronisieren.

CW: Die ersten Einnahmen ...

Piol: ... erwarten wir noch in diesem Jahr. Bis dahin wird die Infrastruktur so weit gediehen sein, dass die Leute mit unserem System telefonieren koennen. Wir haben uns zu einer schnellen Implementierung entschlossen, dann verdienen wir eher und gewinnen Marktanteile.

CW: Man spricht davon, dass der Anteil des PC-Geschaefts am Olivetti-Umsatz nur rund 20 Prozent ausmacht.

Piol: Unsere PC-Verkaeufe machen ungefaehr 15 Prozent am gesamten Hardwaregeschaeft von Olivetti aus. Aber das ist ja nicht alles, denken Sie an Service, Support und Software.

CW: Der Marktanteil von Olivetti-PCs in Europa sinkt allerdings.

Piol: Wir jagen nicht wie andere hinter Marktanteilen her und verkaufen PCs zu jedem Preis. Wir wollen fuer Olivetti ein ausgewogenes oekonomisches Konzept. Trotzdem sind wir bereit, dem Markt zu folgen und auch unsere Preise anzupassen.

CW: Haben Sie denn nach der Restrukturierung von Olivetti im letzten Jahr ueberhaupt noch die Moeglichkeit, Kosten einzusparen?

Piol: Die variablen Kosten eines PCs sind gesunken, davon profitieren wir wie alle anderen. Bei den Fixkosten haben wir einen geringeren Spielraum. Aber wenn Sie restrukturieren - und wir reden hier davon, dass man Leute entlassen musste -, haben Sie zunaechst hoehere Kosten wegen der Abfindungen. Die geringeren Personalausgaben spueren Sie erst in den folgenden Perioden. Fuer uns ist 1994 das erste Jahr, in dem wir davon profitieren, wenngleich unser Budget noch mit Kosten aus der Restrukturierung von 1993 belastet ist.

CW: Wann soll Olivetti aus den roten Zahlen kommen?

Piol: Unser derzeitiger Plan sieht vor, 1994 das operationale Ergebnis break-even abzuschliessen.

CW: Koennen Sie sich eine Olivetti ohne PC-Abteilung vorstellen ?

Piol: Wenn Sie mich fragen, ob Olivetti theoretisch existieren kann, ohne PCs herzustellen, dann ist die Antwort: ja. Wenn Sie mich aber fragen, ob Olivetti ueberleben kann, ohne PCs zu vermarkten, dann antworte ich mit Nein.

Elserino Piol ist Vice-Chairman der Ing. C. Olivetti & Co. Mit ihm sprach CW-Redakteurin Kriemhilde Klippstaetter.