"Wir waren für den End-User-Markt nicht organisiert"

06.04.1979

Mit Helmut Auffermann, Geschäftsführer der Centronics Data GmbH, sprach Elmar Elmauer

- Herr Auffermann. Sie sind seit rund 500 Tagen Geschäftsführer der Centronics Data Computer GmbH: Welche Nahziele verfolgen Sie?

Erst einmal möchten wir den Marktanteil in der Bundesrepublik in die gleiche Größe bringen, die unsere Muttergesellschaft auf dem amerikanischen Markt erreicht hat.

- Wie hoch ist der Marktanteil dort?

Das muß man aufsplitten nach Marktgebieten. Generell sagt man der USA-Centronics nach, sie sei marktführend auf dem Sektor der Matrix-Drucker In Prozentsätzen läßt sich dies jedoch sehr schwer ausdrucken.

- Wenn Sie die Marktanteile nicht quantifizieren können, wollen Sie eine Angabe über Ihren Umsatz machen?

Wir sind als GmbH nicht veröffentlichungspflichtig. Aber als Anhaltspunkt: Wir haben in den vergangenen anderthalb Jahren auf dem deutschen Markt deutlich gemacht, daß wir ein wesentlicher Mitsprachefaktor sind und haben seither die Umsätze mehr als versechzehnfacht . . .

- . . . Beschleunigung von Null auf Hundert. Zuletzt hatten Sie 2,5 - Millionen Mark Umsatz, oder?

. . . man kann jedenfalls nicht sagen, von Null auf Hundert. Wir hatten schon vorher in der Bundesrepublik eine wirtschaftlich gesunde Basis. Jetzt haben wir aber fünfmal so viele Kunden, wir können sogar sagen, wir hätten unsere Kunden versechsfacht.

- Aber aus dem Enduser-Geschäft hat sich Centronics in der Bundesrepublik zurückgezogen. Warum?

Wir sind von Haus aus ein Hersteller mit großer Stückzahl, also Lieferant für den OEM-Markt, und hatten nicht die organisatorischen Voraussetzungen für die Vertriebs-Besonderheiten des Endusermarktes. Wir decken jetzt den Bedarf des End-User-Bereichs durch Distributoren ab Da sind Synelec in München. Spoerle Electronic in Dreieichenhain und nun auch Geveke in Düsseldorf.

- In welchem Druckerbereich sehen Sie gegenwärtig in der Bundesrepublik den größten Zuwachs?

Sehr große Zuwachsraten haben sich in den USA in der Vergangenheit auf dem Personal-Computer-Markt gezeigt. Sicherlich werden auch in der Bundesrepublik hier in Zukunft einige Wachstumsraten zu erwarten sein. Generell zeigt auch der Anstieg der Investitionsfreudigkeit der deutschen Unternehmen, daß im Minicomputerbereich und in der Mittleren Datentechnik optimistische Erwartungen gerechtfertigt sind.

- Herr Auffermann, trifft es zu, daß sich die Drucker-Spezies ihren Zuwachs gegenwärtig vor allem im Bereich kleinerer und mittlerer Unternehmen holt, auch deshalb, weil die Großindustrie mit Universalrechnern saturiert ist und jetzt eher zum Bildschirm als zum Drucker tendiert?

Ich sehe die Sache nicht ganz so. Daß ich recht habe, beweisen auch die Zuwachsraten unseres Geschäfts. Und überdies: Der Bildschirm selbst gibt nur eine momentane visuelle Orientierung. Insgesamt gewinnt jedoch das Dokumentieren von Daten weiter an Bedeutung.

- Centronics sucht aber doch neue Märkte. In der Bundesrepublik wollen Sie nun in den Textverarbeitungsmarkt einsteigen. Hierfür bieten Sie mit dem Centronics 753 ein Modell, das gegenüber einem Typenraddrucker drei bis viermal so schnell ist. Braucht der Textverarbeitungsmarkt gegenwärtig so schnelle Drucker? Oder hätten nicht ein niedriger Preis und saubere Schrift die besseren Verkaufsargumente geliefert?

Ich glaube, daß die gesamte Entwicklung im EDV-Markt zu größerer Leistung, mehr Qualität bei günstigerem Preis geht. Und wir bieten dies: Vielfach höhere Geschwindigkeit, hohe Druckqualität zu einem relativ günstigen Preis.

- Thema Geschwindigkeit: Ist hier nicht die Mechanik im Drucker technologisch bereits ausgereist? Auf welchen technologischen Trend setzt Centronics?

Dies ist eine Frage, die ich als Vertriebsmann schlecht beantworten kann. Aber generell wird's ohne Mechanik sicherlich nicht ausgehen. Und wir prüfen bei Centronics kontinuierlich jede Technologie, die uns geeignet erscheint, vom Preis-/Leistungsverhältnis her mitzumachen.

- Welche Entwicklung prognostiziert Centronics denn bei den Druckerpreisen ?

Wir sind sicherlich nicht der Billigmacher der Branche. Aber ich glaube, daß wir unsere Preise konstant halten werden.

- Herr Auffermann, viele US-Unternehmen-Beispiele gibt's auch im Druckerbereich - lassen sich außeramerikanische Märkte von einem nationalen Distributor aufbereiten. Wenn der Markt dann soweit ist, fliegt der Dealer raus und das Unternehmen steigt selbst ein.

Halten Sie das frühzeitige Direkt-Engagement von Centronics in der Bundesrepublik für den kundennäheren, besseren Weg?

Was andere Leute tun, kann sicherlich in der Absicht geschehen sein, die Sie beschreiben. Wir sind jedenfalls der Meinung, daß der deutsche Markt gewisse Extra-Standards hat. Wenn man sich der deutschen Kundschaft stellen will, muß man sich diesen Standards stellen und sie erfüllen. Dies gilt nicht nur für den Bereich Betriebssicherheit auf dem Sektor Applikation, das gilt auch und besonders bei der Qualität der Dienstleistung. Deshalb fertigen wir in Irland Produkte, die ausschließlich auf den deutschen Markt zugeschnitten sind.