"Wir sind nicht vom Anfangserfolg von Windows 95 abhaengig"

09.06.1995

CW: Gupta kooperiert mit Microsoft. Das erste Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist die Buendelung von Guptas SQL Windows mit Microsofts SQL Server 6.0. Schliesst das Abkommen noch andere Gebiete ein?

Gupta: Wir wollen in drei Bereichen zusammenarbeiten. Beim ersten handelt es sich um SQL Windows fuer NT. Heute laeuft die Software als Entwicklungssystem auf Windows-Clients, wobei NT als Server- Betriebssystem dient. Kuenftig soll SQL Windows als Application- Server auf NT einsetzbar sein. Wir reden hier ueber einen Zeithorizont von neun bis zwoelf Monaten. Noch in diesem Jahr werden wir eine 32-Bit-Version von SQL Windows herausbringen, die auf Windows NT und Windows 95 laeuft. Zweitens werden wir Visual- Basic-Komponenten bereitstellen, die die Funktionalitaet der Microsoft-Sprache erheblich erweitern. Wahrscheinlich integrieren wir einige unserer DB2-Connectivity-Programme in OLE-Komponenten.

Darueber hinaus werden wir Replikationsmoeglichkeiten zwischen unserem System SQL Base und allen anderen populaeren SQL- Datenbanken anbieten. Sie koennen damit rechnen, dass wir Replikationsfaehigkeit zwischen SQL Base Mobile Systems und Microsofts SQL Server herstellen.

CW: Sind Microsoft - aehnlich wie Computer Associates (CA) - Rechte am Sourcecode eingeraeumt worden?

Gupta: Nein, bisher ist ueberhaupt kein Sourcecode ausgetauscht worden. Wir wollen zunaechst einmal sicherstellen, dass SQL Windows und SQL Server reibungslos zusammenarbeiten.

CW: Das alles hoert sich an, als wenn Sie sehr stark vom Erfolg von Windows 95 abhaengig seien. Stoeren Sie die Berichte ueber moegliche Verspaetungen und technische Schwierigkeiten nicht?

Gupta: Bisher haben viele Kunden gezoegert, Windows fuer grosse unternehmenskritische Anwendungen einzusetzen. Das wird sich mit Windows 95 aendern - nicht ueber Nacht, aber innerhalb der naechsten zwoelf bis 18 Monate. Wir sind nicht vom Starterfolg von Windows 95 abhaengig. Wenn die Verkaufszahlen des Betriebssystems steigen, wird sich der Markt fuer unsere Produkte dramatisch vergroessern.

CW: CA zahlte Ihnen sieben Millionen Dollar Lizenzgebuehren und raeumte ihnen einen zinsguenstigen Kredit ueber zehn Millionen Dollar ein, um SQL Base als Basis fuer die Desktop-Version von Open Ingres nutzen zu duerfen. Hat CA keine

Bedenken gegen den Deal, den Gupta und Microsoft unterzeichnet haben?

Gupta: Nein, ueberhaupt keine. In den Verhandlungen hat CA ganz klar gesagt, dass eine starke und unabhaengige Gupta Corp. auch ihnen nutzt. Durch die Vertraege mit CA und Microsoft werden wir letztendlich einige unserer Produkte fuer deren Umgebungen optimieren. Aber ich schliesse deshalb Beziehungen zu anderen Unternehmen nicht aus.

CW: Vergangenen Monat erklaerte Oracle-Chef Larry Ellison mir gegenueber, dass eine Akquisition von Gupta immer noch stattfinden koennte. Ich zitiere ihn: "Wenn Gupta uns ein akzeptables Angebot macht, werden wir zugreifen. Es ist alles eine Frage des Preises." Was sagen Sie dazu?

Gupta: Fakt ist, dass Oracle uns vor einem Jahr ein Uebernahmeangebot gemacht hat. Unser Verwaltungsrat lehnte es als zu niedrig ab. Wir suchen keinen Kaeufer, aber wenn sich eine gute Moeglichkeit ergeben sollte, schliesse ich eine Fusion oder Akquisition nicht grundsaetzlich aus.

CW: Wie beurteilen Sie die Powersoft-Uebernahme durch Sybase?

Gupta: Sybase kann damit seine Produktpalette im Tool-Sektor abrunden. Auch Powersoft hat profitiert, weil die Eigner das Unternehmen auf dem Hoehepunkt seines Erfolges verkaufen konnten. Damit ist allerdings nicht das grundlegende Problem geloest, das alle Datenbankanbieter im Tool-Verkauf haben. Durch die heutige Client-Server-Technologie ist es nicht nur moeglich, die Anwendungsentwicklung vom DB-Management zu trennen, es ist sogar wuenschenswert - um sicherzustellen, dass Applikationen mit verschiedenen Datenbanken zusammenarbeiten koennen. Wenn Sie ein Entwicklungs-Tool von einem Datenbankhersteller kaufen, ist das schwieriger zu gewaehrleisten, als wenn es von einem unabhaengigen Anbieter stammt. In diesem Dilemma befindet sich Sybase. Sie brauchen Tools, um ihr Systemangebot abzurunden, aber sie werden nicht in genuegenden Stueckzahlen verkaufen koennen, um langfristig den Besitz der Tools zu rechtfertigen.

Das Gespraech mit Umang Gupta, CEO der Gupta Corp., fuehrte Bob Tennant, Chefredakteur der Computerworld Hongkong.